Bitte nicht falsch verstehen: Dieser Blogbeitrag soll nicht als Werbung für den Kaiserschnitt verstanden werden. Kaiserschnitte sind nur dann sinnvoll, wenn sie aus medizinischen Gründen notwendig sind (siehe Blogbeitrag: Ist ein Kaiserschnitt sicherer). Bei der derzeitigen Kaiserschnittrate über 30% sind in Deutschland die Geburtshelfer wohl weit davon entfernt, medizinisch notwendige, von nicht notwendigen, wirklich unterscheiden zu können. Kein Zweifel, Kaiserschnitte sind größere Bauch OPs, aber sie sind noch mehr, sie sind der Augenblick, in dem ein Baby, eine Familie neu geboren wird und dem wird der normale Ablauf des Kaiserschnitts nicht gerecht. Dies ist auch vielen an Geburten beteiligten Ärzten bewusst, aber es ist nicht einfach für sie, sich das einzugestehen und dann tatsächlich den Schritt zum Ändern dieser OP-Methde zu machen, denn dies ist mit vielen Hürden verbunden. Es gibt jedoch Geburtshelfer, die diesen Schritt wagen. In der Times vom 4.4.2009 gab es einen, im Folgenden übersetzt und zusammengefasst, Artikel dazu:
The new „natural“ Caesarean – Der neue „Natürliche“ Kaiserschnitt
Professor Fisk und 2 Kollegen, Dr Felicity Plaat (Anästhesistin) und Jenny Smith (Hebamme) am Queen Charlotte’s Hospital in London wunderten sich, dass viel an dem Management natürlicher Geburten in den Krankenhäusern verändert wird, um sich neuen Erkenntnissen anzupassen, gleichzeitig aber die Durchführung des Kaiserschnitts noch voller alter Operations-Rituale steckt. So wird z. B. manchmal das Baby vom Operateur, wie ein Tumor, aus dem Bauch gezogen und kommt erst in die Hände verschiedener medizinischer Mitarbeiter, bevor es endlich zur Mutter kommt. Diese Vorgehensweise wollten sie unbedingt ändern.
Ihre Verbesserungsvorschläge konzentrieren sich auf 3 Bereiche:
- Die Eltern werden mit einbezogen: z.B. wird das Tuch zwischen dem Kopf der Mutter und dem Bauch so weit entfernt, dass die Mutter das Geborenwerden des Kopfes und dann des ganzen Kindes sehen kann. Die Mutter kann selbst feststellen, welches Geschlecht ihr Baby hat. Der Vater kann selbst zum zweiten Durchtrennen der Nabelschnur die Schere ansetzen.
- Das Baby wird langsam geboren: Durch das langsame Herausbringen des Babys wird dessen Lunge für eine längere Zeit, und unterstützt von der Uteruskontraktion und den Bewegungen des Babys, stark gedrückt. Damit wird viel von der atmungshemmenden Lungenflüssigkeit herausgepresst. Es wird nicht vorzeitig Abgenabelt, sondern physiologisch, d. h., die Nabelschnur wird erst durchtrennt, wenn sie nicht mehr pulsiert, sie versorgt so das Baby noch mit Sauerstoff, so dass das Baby genügend Zeit hat, selbst zu Atmen, wie bei einer natürlichen Geburt. Das Neugeborene braucht so seltener eine äußere Hilfe zum atmen und Atemprobleme sind eine der häufigeren Nebenwirkungen beim üblichen Kaiserschnitt. (siehe Blogbeitrag: Lasst die Nabelschnur in Ruhe – die Schere kann warten!)
- Das Neugeborene kommt sofort zur Mutter. Wie wichtig der erste Kontakt, Haut auf Haut, zwischen Mutter und Kind für das Bonding ist, ist inzwischen überall anerkannt. Bei Kaiserschnittgeburten wird jedoch nur selten darauf Rücksicht genommen. Nimmt man jedoch einige Änderungen an der „Verkabelung“ der Mutter vor, ist es problemlos möglich. Hilfreich ist auch eine Anpassung der Anästhesie – die Arme sollten nur wenig von der Gefühllosigkeit betroffen sein. Notwendig ist dabei eine engagierte Hebamme. Es geht nicht darum das Baby einfach nur auf Mama zu legen und dann Formulare auszufüllen, sondern die Hebamme muss dabei bleiben und sich rücksichtsvoll um das Mutter-Kind-Paar kümmern.
Leider ist diese neue Art des Kaiserschnitts nicht bei allen Kaiserschnitten (Frühgeburten, Beckenendlagen, Notlagen) möglich. Sie ist nicht die selbe wie der sogenannte „Sanfte Kaiserschnitt“. Das Sanfte im Sanften Kaiserschnitt ist nur, dass weniger mit der Schere geschnitten wird, sondern mehr mit den Händen gerissen wird. Der neue „natural“ Kaiserschnitt ist in vielen Krankenhäusern noch unbekannt. Man kann aber im Vorgespräch seine Vorstellungen und Wünsche gegenüber dem Ärzteteam äußern und mit ihnen darüber diskutieren. Vielleicht gehen sie nur zu gerne darauf ein: