Sichere Geburtsorte: Zuhause, Geburtshaus oder Klinik – Was steht in der britischen Studie?
Ende Dezember 2011 wurde in einer Reihe deutscher Zeitungen wieder in schlimmsten Tönen vor der Hausgeburt gewarnt und gleichzeitig die Geburt in der Klinik in höchsten Tönen gelobt. Grund dafür war eine neu erschienene britische Studie. Nun, da ich nach den Feiertagen wieder Zugang zum Rechner habe, musste ich unbedingt im Netz den Fragen: „Ist die Hausgeburt wirklich so gefährlich? Weichen denn die englischen Zahlen so sehr von allen in den bisherig zu diesem Thema erschienen Studien ab?“ nachgehen. Wenn ihr die Untersuchungsergebnisse selbst lesen wollt, dann folgt diesem Link:
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Die Forscher in der Studie fassen ihre Ergebnisse so zusammen: „The results support a policy of offering healthy women with low risk pregnancies a choice of birth setting. Women planning birth in a midwifery unit and multiparous women planning birth at home experience fewer interventions than those planning birth in an obstetric unit with no impact on perinatal outcomes. For nulliparous women, planned home births also have fewer interventions but have poorer perinatal outcomes.“
(zu deutsch: Gesunde Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft sollten zwischen verschiedenen Geburtsorten wählen können. Frauen, die die Geburt zu Hause oder in einem Geburtshaus planen, werden in der Geburt weniger Eingriffe über sich ergehen lassen müssen, als Frauen die die Geburt vorneweg in der Klinik gewählt haben. Bei der Sterblichkeit der Kinder gibt es keine Unterschiede. Erstgebärende, die eine Geburt zu Hause planen erleben zwar ebenfalls weniger Eingriffe, jedoch ist die kindliche Sterblichkeit dabei erhöht.)
Genauere Zahlen
(Auszug aus der Studie: Perinatal and maternal outcomes by planned place of birth for healthy women with low risk pregnancies: the Birthplace in England national prospektive cohort study)
- In England wird zwischen Freien und an Kliniken angeschlossenen Geburtshäusern unterschieden, ich habe beide hier zusammengefasst.
- Ich habe grüne Zahlen verwendet, wenn diese besser sind als die Daten der Kliniken, rote Zahlen, wenn diese schlechter sind.
- Es sind hier nur die Mittelwerte angegeben, sie beziehen sich jeweils auf 100 Geburten.
- Gesundheitliche Probleme der Kinder fassen in dieser Tabelle die Neugeborenen Enzephalopatie, die Mekoniumaspiration durch das Neugeborene, die Verletzung des Plexus brachialis, der Bruch der Klavikula und des Humerus zusammen. Nun wurden dazu noch die Todesfälle der Kinder gezählt, so dass sich die Sterblichkeit, etwas sehr schwer wiegendes, und der Bruch eines Schlüsselbeins, nur in einer einzigen gemeinsamen Zahl wiederfinden. – Ich finde diese Einteilung, ehrlich gesagt, recht problematisch und hatte sie erst mal gar nicht erkannt. Es ist doch etwas ganz anderes, ob ein Baby, bei oder kurz nach der Geburt, stirbt oder ob ihm ein Knochen gebrochen wird. Die Autoren der Studie sehen dies selbst so, schreiben aber, dass diese Faktoren jeweils so selten auftreten, dass über sie im Einzelnen statistisch keine Aussage gemacht werden kann.
geplanter gesundheitiche Probleme Kaiserschnitt
Geburtsort oder Tod der Kinder
Gesamt 0,43 9,9
Klinik 0,44 11,1
Zuhause 0,42 2,8
Geburtshaus 0,35 -0,36 3,5 – 4,4
Erstgebärende ges. 0,53
Klinik 0,53
Zuhause 0,93
Geburtshaus 0,45 – 0,47
Mehrgebärende ges. 0,31
Klinik 0,33
Zuhause 0,23
Geburtshaus 0,24 – 0,27
Die erhöhte Zahl der gesundheitlichen Probleme, subsummiert auch die Sterblichkeit, der Kinder von Erstgebärenden, bei Geburten die Zuhause geplant waren, ist sehr auffallend. Es ist aber auch die einzige rote Zahl, d. h., das einzige Mal, dass ein geplanter außerklinischer Geburtsort im Vergleich mit den Klinikgeburten, schlechter abgeschnitten hat. Ansonsten sind alle Zahlen immer besser als die der Klinik. Auch die Zahl der gesundheitlichen Probleme der Babys von Erstgebärenden, die in Geburtshäusern geboren wurden, ist geringer, als in der Klinik.
Die Zahlen der Kaiserschnitte sind nur ein Beispiel für einen medizinischen Eingriff, in der Orginalstudie könnt ihr noch viel mehr finden. Und alle zeigen, dass in Krankenhäusern oft in den natürlichen Geburtsverlauf eingegriffen wird, ohne dass es zu einer Verbesserung bei gesundheitlichen Problemen (subsummiert die Kindersterblichkeit) der Kinder, im Vergleich zu Geburtshäusern, kommt – im Gegenteil. Eingriffe konnten sein: Zange, Saugglocke, künstliche Hormone, Betäubung, Dammschnitt. Einige davon führen nicht nur zu tatsächlichen Verletzungen der Mutter und schlechterer Startbedingungen für das Baby, sondern häufig dazu, dass die Mutter ihr Leben mit dem Baby mit dem Gefühl, schon bei der Geburt versagt zu haben, und dass allein das Können anderer ihr Kind auf die Welt gebracht hat, beginnt.
Nun, eigentlich müsste diese Studie eher zu einem Lob der Geburtshäuser und, wenn Geschwisterkinder unterwegs sind, ebenfalls zu einer Empfehlung für Hausgeburten führen. Geplante Klinikgeburten hätten nur im Falle von Erstgebärenden einen Vorteil bez. der gesundheitlichen Probleme (subsummiert Kindersterblichkeit) der Kinder vor Hausgeburten, jedoch nicht im Vergleich zu Geburten in Geburtshäusern.
Eine Frage bleibt: Warum sind nach dieser Studie, die durchschnittlichen gesundheitlichen Probleme (subsummiert die Sterblichkeit) der Kinder von Erstgebärenden bei geplanten Hausgeburten, im Vergleich zu Geburten, die in Geburtshäusern oder in der Klinik geplant waren, höher?
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