Die Gewichtsabnahme in den ersten Tagen nach der Geburt hängt auch vom Hydrationszustand des Neugeborenen ab und nicht nur von der Menge der Muttermilch, die es zu sich nimmt. Neugeborene nehmen nach der Geburt mehr ab, wenn ihre Mütter während der Geburt intravenös Flüssigkeit erhalten haben.
Alle Babys nehmen nach der Geburt erstmal mehr oder weniger ab. Als allgemeine Faustregel gilt in der deutschen Ärzteschaft, dass die physiologische Gewichtsabnahme in den ersten Tagen des Neugeborenen 5-7% beträgt. Nimmt ein Baby mehr als 7% ab, soll das Stillmanagement verbessert werden, ab 10% Gewichtsverlust wird Zufüttern angeraten. Am 10 Tag nach der Geburt wird erwartet, dass das Baby wieder sein Geburtsgewicht erreicht hat. Von der Gewichtszunahme, respektive der Abnahme, wird auf das Gelingen oder Misslingen der Stillbeziehung von Mutter und Neugeborenen geschlossen. Nimmt das Baby zu viel ab oder nicht ausreichend zu, wird schnell zum Zufüttern geraten. Der Vergleichswert ist das Gewicht gleich nach der Geburt.
In einer kanadischen Studie wurde nun untersucht, ob die intravenöse Flüssigkeitsversorgung der Gebärenden, einen Einfluss auf den Gewichtsverlust des Neugeborenen in den ersten Tagen hat. Es wurde die Menge der der Mutter verabreichten intravenösen Flüssigkeit während der Geburt (z. T. Kaiserschnitt) und die Menge des Urins/Stuhls und des Gewichtsverlustes des Neugeborenen in den ersten Tagen verglichen. Als Ergebnis konnte für die ersten 24 Std. ein positiver Zusammenhang zwischen allen 3 untersuchten Faktoren festgestellt werden, 60 Stunden nach der Geburt, meist die Zeit des niedrigsten Gewichtes, ein positiver Zusammenhang zwischen Flüssigkeitsgabe und Gewichtsverlust.
Der Studienleiter, Professor Joy Noel-Weiss von der School of Nursing an der University of Ottawa’s Faculty of Health Sciences kommentiert das Studienergebnis so: „Krankenschwestern, Hebammen, Stillberaterinnen und Ärzte haben sich lange gewundert, warum manche Babys so viel mehr abnehmen als andere, obwohl alle am Anfang nur wenig zu sich nehmen. Es sieht so aus, als ob die Babys in der Geburt vermehrt Flüssigkeit im Körper halten, so dass sie in einem überhydrierten Zustand geboren werden. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt regeln sie die Menge der Körperflüssigkeit wieder nach unten.“
Damit muss über die Verwendung des Geburtsgewichts als Vergleichswert nach Professor Noel-Weiss neu nachgedacht werden. Eine genaue Messung und Auswertung der Gewichtsentwicklung der Neugeborenen ist sehr wichtig und soll so aussagekräftig wie möglich sein, deshalb schlägt er vor, das Gewicht 24 Stunden nach der Geburt , als neuen Vergleichswert zu nutzen.
Quelle:
- Joy Noel-Weiss, A Kirsten Woodend, Wendy E. Peterson, William Gibb and Dianne L Groll. An observational study of associations among maternal fluids during parturition, neonatal output, and breastfed newborn weight loss. International Breastfeeding Journal, 2011