Kaiserschnitt – verhindert er Spastische Lähmung bei Neugeborenen?


Um es vorneweg zu sagen: Nein, die  Vermeidung oder zumindestens ein selteneres Auftreten von spastischen Lähmungen bei Neugeborenen durch den Kaiserschnitt, hat nicht stattgefunden. Doch dies war eine der großen Hoffnungen, die mit dem Kaiserschnitt verbunden waren.

Es gibt inzwischen viele Studien dazu und nun wurde eine Metastudie von der  Australian Collaborative Cerebral Palsy Research Group, des  Robinson Institutes, der Universität von Adelaide veröffentlicht. Dabei wurden die Daten aller bisher dazu veröffentlichten Studien, mit  mehr als 3,800 Fällen Spastischer Lähmung und fast  1.7 Millionen gesunder Kinder, analysiert.

Das Ergebniss ist eindeutig: Das Risiko einer spastischen Lähmung wird durch den Kaiserschnitt, egal, ob geplant oder Notkaiserschnitt, nicht verringert. Veröffentlicht wird die gesamte Studie  in der Dezemeberausgabe des Journals Obstetrics & Gynecology.

Bislang war angenommen worden, dass eine Spastische Lähmung, die Folge von Geburtskomplikationen und Sauerstoffmangel während der Geburt ist. Doch obwohl sich in den letzten 40 Jahren die Zahl der Kaiserschnitte versechsfacht hat (von 5% auf 33% in Australien, in anderen Ländern noch viel mehr), blieb die Zahl der Kinder mit Spastischer Lähmung konstant bei  2-2.5 pro 1000 Geburten. Die tatsächliche Ursache für die Spastische Lähmung muss etwas anderes sein, die Art der Geburt ist nicht ausschlaggebend. Als wahrscheinlich wird nun ein genetischer Grund (Mutationen in einer Reihe von Genen, sechs sind bisher bekannt) angenommen, denkbar sind auch Umwelteinflüsse, wie z. B. Infektionen. Dies wird nun von der  Australian Collaborative Cerebral Palsy Research Group untersucht.

Das Ergebnis der Metastudie ist auch rechtlich von Bedeutung. Häufig wird die Verantwortung für eine spastische Lähmung darauf geschoben, dass kein Kaiserschnitt durchgeführt wurde, oder bei einem Kaiserschnitt, dieser zu spät erfolgte. Betroffene Eltern beschuldigen dann den begleitenden Gynäkologen oder die Hebamme und verklagen diese auf Schadensersatz/Schmerzensgeld vor Gericht. Doch auch bei geplanten Kaiserschnitten sind die Fälle von Spastischer Lähmung nicht seltener, die Annahme, dass ein vermutlich „rechtzeitigerer“ Kaiserschnitt diese Behinderung der Kinder verhindert hätte, ist laut der neuen Metastudie nicht evidenzbasiert.

Das Damoklesschwert Schadensersatzklage gegen Arzt und Hebamme hängt über jeder Geburt und es gibt eine Reihe von Komplikationen bei denen von medizinischer Seite eingegriffen werden muss! Aber man kann annehmen, dass die Angst vor Spastischer Lähmung wegen möglichem Sauerstoffmangel,  wohl oft zu unnötigem und auch Mutter und Kind schädigenden Aktionismus in Form von Eingriffen in den Geburtsablauf, z. B. Schnittentbindung, führt.  Link

Gebt der Geburt eine Chance


In den letzten Wochen hatte ich überhaupt keine Zeit mich um meinen Blog zu kümmern. Abgehalten hat mich das Elbehochwasser, das Ausräumen, Renovieren, Einräumen, kaputter PC, kaputter …… und dabei waren so viele weitere Dinge liegen geblieben, die nun erst noch erledigt werden müssen, bevor ich mich um neue Beiträge kümmern kann. Ich habe mal kurz alle Beiträge überflogen, ob ich unbedingt etwas inhaltlich ändern muss, ob  neues, abweichendes Wissen eine Änderung notwendig machen würde, aber nichts entscheidendes gefunden.

Als kleines Bonbon folgt hier ein TED Beitrag von Ina May Gaskin vom 16.7.2013, leider noch nicht mit deutschen Untertitel. Könntest und möchtest  vielleicht du für TED die Übersetzung erstellen?

„Reducing fear of birth in U.S. Culture“ von Ina May Gaskin

Video

Wie öffnet sich der Muttermund? & „Vorzeitiges Pressen“


Nicht schon wieder ein Blogbeitrag über den Muttermund (Cervix/Zervix) – oder doch? Von midwifethinking gab es am  January 22, 2011 einen Superpost über die Öffnung der Zervix, den ich hier übersetzt wiedergeben möchte:. midwifethinking,  January 22, 2011, schreibt folgendes:

„…..Immer wieder wird mir von folgendem Geburtsszenario berichtet: Es scheint alles gut zu gehen in der Geburt. Die Wehen kommen und gehen und nun beginnt die Mutter aus eigenem Gefühl heraus zu pressen. Die Hebamme bestärkt sie darin ihrem Körper zu folgen. Ein bischen später, der Hebamme dauert es etwas zu lange, „checkt“ die Hebamme was denn so los ist, und findet noch eine vordere Lippe der Zervix   (Labium anterius) vor. Daraufhin wird der Gebärenden verboten weiter zu pressen, denn der Muttermund ist noch nicht vollständig eröffnet und sie würde sich selbst schaden, wenn sie weiter pressen würde.  Ihr Körper lügt sie sozusagen an – es ist noch nicht Zeit zum pressen – obwohl es sich so anfühlt. Die Mutter wird ganz durcheinander und ängstlich. Sie kann einfach nicht aufhören zu pressen, egal wie stark sie gegen ihren Körper ankämpft. Durch diesen Kampf nehmen die Wehenschmerzen zu. Eventuell wird ihr nun eine PDA angeboten. Mit der PDA spürt sie nun nichts mehr und damit ist auch der Pressdrang weg. Bei der nächsten vaginalen Untersuchung kann keine Muttermundslippe mehr gefunden werden – die Mutter darf nun pressen. Es fehlt ihr nun aber das Gefühl dazu, deshalb muss sie angeleitet werden. Das klappt aber nicht so gut und deshalb kommt es nun zu einer vaginalen OP (Saugglocke oder Zange) als Folge der PDA  (angeleitetes Valsalva-Pressen =>Fetal Distress; fehlender  Geburtsfortschritt; ungünstige Lage des Babys aufgrund der Rückenlage der Mutter und dem schwachen Tonus des Beckenbodens). Die Mutter verbindet mit dieser Geburt für immer, dass ihr Körper sie in Stich gelassen hat, dass ihr Baby gerettet werden musste. Sie weiß nicht, dass die Hebamme, das Krankenhaussystem sie in Stich gelassen hat. Bevor irgendjemand sich angegriffen fühlt – ich will hier nicht einzelne beschuldigen, denn ich selbst war diese Hebamme gewesen. Wie den meisten Hebammen auch, wurde mir gelehrt, dass mit dem Pressen gewartet werden muss, bis der Muttermund vollständig eröffnet ist. Dieser Post ist mein Versuch, ein Nachdenken über diesen Aspekt anzuregen.

Anatomie und Physiologie

Eine Geburt ist ein extrem komplexer physiologischer Prozess, sehr vereinfacht passieren folgende 3 Dinge:

  1. Öffnung der Cervix (=Muttermund)
  2. Drehen des Babys im Becken
  3. Tiefertreten des Babys durch das Becken hindurch

Aber das passiert nicht hintereinander, sondern gleichzeitig zu verschiedenen und unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während sich die Cervix öffnet, dreht sich das Baby und wandert tiefer.

1. Öffnung der Cervix

Die Cervix öffnet sich nicht so nett und gleichmäßig rund wie sie in der Geburtsheilkunde abgebildet wird  (Sutton 2001). Sie öffnet sich von hinten nach vorne, ähnlich einer Ellipse. Die Öffnung (Os) befindet sich am Anfang der Geburt erst im hinteren Bereich der Vagina und öffnet sich nach vorne. Deshalb hat in jeder Geburt die Gebärende  zu irgend einem Zeitpunkt eine vordere Muttermundslippe, denn dies ist der letzte Teil, der über den Babykopf gezogen wird. Ob diese Lippen entdeckt wird oder nicht, hängt davon ab , ob und wann eine vaginale Untersuchung gemacht wird. Eine hintere Muttermundslippe kommt nur sehr selten vor, denn dieser Teil der Cervix verschwindet als erstes. Oder, vielleicht sind sie nur sehr schwer zu tasten, da sie weiter hinten liegen würden.

Die Cervix öffnet sich, weil sich die Muskelfasern am Fundus der Gebärmutter (oben) mit den Wehen  zusammenziehen und sich bleibend verkürzen => die Cervix wird aufgezogen.  (Coad 2005). Dazu ist kein Druck vom Babykopf oder Popo notwendig (lasst uns jetzt mal beim Kopf bleiben). Aber, der Kopf  kann die Form der  Cervix beeinflussen.  Zum Beispiel erzeugt ein gut gebeugter Kopf in OA Position  (vordere Hinterhauptslage, siehe Abb.  A) eine eher ordentliche, runde Muttermundsöffnung. Bei einer OP Position (hintere Hinterhauptslage) und/oder ungebeugter Kopf  (siehe Abb B) wird die Form unregelmäßiger sein. Mehr über die  OA und OP Positionen findest du  hier . Die meisten Babys liegen während der Öffnung irgendwo zwischen diesen Extremen und werden dabei ihre Stellung durch Drehbewegungen verändern.

2. Drehung

Die Babys treten ins Becken durch den Beckeneingang ein (siehe Abb. Brim). Wie man im Bild erkennen kann, geht dies leichter, wenn ihr Kopf quer steht. Beim Tiefertreten in die Beckenhöhle (siehe Abb. Cavity)  ist der Kopf  asynklitisch- mit dem Scheitelbein/der Kopfseite führend. Der Winkel des Beckens macht es für das Baby notwendig, dass es sich zum Hindurchkommen ebenfalls abwinkelt (siehe rechte Abb.). Ist das Baby dann in der Beckenhöhle, kann es sich gut in die richtige Position für den Beckenausgang drehen, meist ist dies die vordere Hinterhauptslage (OA). Die Drehung wird durch den Beckenboden und oft durch Pressen unterstützt.

3. Hindurchtreten – Pressdrang

Pressdrang… und ich spreche hier vom spontanen, von tiefen kehligen Tönen begleiteten und nicht zu stoppenden Pressen … wird durch Druck auf das Gewebe des Rektums und den Beckenboden ausgelöst. Dieser Druck stammt natürlich vom tiefertretenden Baby.  Der ausgelöste Reflex heißt  ‘Ferguson Reflex’ – wahrscheinlich nach einem Mann benannt. Der Ferguson Reflex hängt nicht davon ab, was die Cervix gerade tut, sondern vom  Babykopf. Drückt z. B. der Babykopf auf den „richtigen Punkt“, bevor die Cervix vollständig geöffnet ist, dann wird die Mutter spontan zu pressen beginnen. Oder, ein weiteres mögliches häufiges Szenario, der Muttermund ist vollständig eröffnet, aber das Baby ist noch nicht ausreichend tief gerutscht um richtig Druck auszuüben, deswegen wird der Pressdrang noch nicht ausgelöst. Unglücklicherweise wird eine Reihe von Geburtshelfern den Müttern erklären, dass sie nun pressen sollen – damit erzeugen sie evtl. unnötige Probleme – anstatt abzuwarten bis das Baby den Ferguson Reflex auslöst und die Mutter spontan zu pressen beginnt.

Pressen vor der vollständigen Öffnung

Weil wir den Frauen nicht sagen, wenn sie pressen sollen (tun wir´s?!), pressen sie, wenn ihr Körper es ihnen sagt. Wenn wir sie zum Pressen anleiten, riskieren wir, dass wir gegen die Physiologie der Geburt arbeiten und damit Probleme erzeugen (hier ein älterer post von midwifethinking). Spontanes Pressen, vor vollständiger Eröffnung, ist normal und  physiologisch hilfreich wenn:

  1. Babys Kopf schon tiefergetreten ist, bevor der Muttermund vollständig eröffnet ist. In diesem Fall unterstützt die nach unten gerichtete Kraft des Pressens, das Baby beim Hindurchkommen durch den Muttermund.
  2. das Baby in der hinteren Hinterhauptslage ist und der harte, vorangehende  Occiput (Kopfrückseite) auf das Rektum drückt. In einer vorderen Hnterhauptslage drückt die Kopfrückseite gegen das Schambein (Symphysis pubis) und das Baby muss erst tiefertreten, bevor die Stirnseite gegen das Rektum der Mutter drückt. Im Fall der  hinteren Hinterhauptslage trägt das Pressen zur Rotation des Babys in die vordere Hinterhauptslage bei.

Ich suche noch nach Beweisen, dass das Pressen gegen eine noch nicht vollständig geöffnete Cervix Schäden anrichtet. Das das so ist, wurde mir schon oft erzählt, aber ich habe es noch niemals selbst gesehen. Mir sind schon geschwollene ödematose Cervixes  begegnet – meistens bei Frauen die sich aufgrund einer PDA nicht bewegen konnten. Aber dies war schon aufgetreten bevor die Frauen zu Pressen begannen. Ich kann verstehen, wie  angeleitetes, starkes Pressen eine Cervix verletzen kann, aber ich kann nicht erkennen, wie eine Frau sich selbst verletzen könnte, wenn sie dem Pressdrang nachgibt.  Argumente für oder gegen das Pressen sind kaum stichhaltig, denn ist der Ferguson Reflex ausgelöst, ist er nicht kontrollierbar. Entweder läst es der Geburtshelfer zu, oder er verlangt etwas von der Gebärenden, das sie nicht kontrollieren kann, in diesem Fall, den Pressdrang vollständig zu unterdrücken.

Manchmal berichtet eine Mutter von Schmerzen, die ihre Ursache darin haben, dass eine Muttermundslippe zwischen dem Schambein und dem Babykopf eingeklemmt wurde. Dann sollte die Frau eine Position einnehmen, die den Druck von der Muttermundslippe wegnimmt ( hier: nach hinten lehnen). Wird die Geburt nicht gestört, nehmen die Gebärenden dann diese Stellung instinktiv ein.  Kürzlich, bei einer Wassergeburt, war die Mutter (Erstgebärende) bei den Presswehen erst im Vierfüßlerstand und dann legte sie sich auf den Rücken und ließ sich vom Wasser tragen. Etwas später bat sie mich nach zu fühlen, wo sich ihr Baby denn nun befände (sie bat mich, nicht umgekehrt) – das Baby war schon nah am Ausgang, mit einer dicken, weichen vorderen Muttermundslippe vor dem Kopf. Die Mutter tastete ebenfalls nach dem Baby und macht dann mit dem Pressen weiter. Ihre Tochter wurde 30 Minuten später geboren.

Vorschläge

Vermeide vaginale Untersuchungen während der Geburt. Was du nicht weißt (da ist eine Muttermundslippe) kann dir oder anderen nicht wehtun. Vaginale Untersuchungen sind unzuverlässig, wenn es darum geht den Geburtsfortschritt festzustellen. Und die Zeitbeschränkungen, die für die Geburten angegeben werden, basieren nicht auf Evidenzen (siehe diesen  post).

Ignoriere das Pressen und vermeide das Wort „Pressen“ während der Geburt. Fragen zu stellen oder Befehle zu erteilen, stören die Instinkte der Gebärenden. Ein Beispiel: wird die Frage gestellt, „Presst du?“, kann das Ergebnis haben, dass sich die Mutter fragt …..“Presse ich? Sollte ich? Sollte ich nicht?….“ Nachdenken und sich sorgen ist ein Hemmnis beim Freisetzen von Oxytocin und damit ein Geburtshindernis. Wenn sie presst, so lass sie und sei leise. Mehr zum Pressen allgemein und einen Link zum Hören von Gloria Lemay, findet ihr hier.

Sage der Gebärenden nicht, dass sie aufhören soll. Wenn sie spontan presst (und du hast sie nicht vorher angeleitet), dann wird sie den Pressdrang nicht vollständig stoppen können. Das Pressen wird die Geburt nicht verhindern. Ihr zu sagen, dass sie nicht pressen darf, entmündigt sie und unterstellt, dass ihr Körper das Falsche tut. Eine weitere Folge davon kann sein, dass sie, wenn ihr später erlaubt wird zu Pressen, kaum mehr in der Lage ist ihrem Körper zu folgen (Bergstrom 1997).

Wenn eine Frau einige Zeit presst und von großen Schmerzen spricht (normaler Weise oberhalb des Schambeins), dann könnt es sein, dass sie eine eingeklemmte Muttermundslippe hat. Solange sie es nicht wünscht, ist keine vaginale Untersuchung notwendig. Falls du weißt oder annimmst, dass es sich um eine eingeklemmte Muttermundslippe handelt dann:

  • Versichere ihr, dass sie große Fortschritte gemacht hat und nur noch wenig mehr arbeiten muss.
  • Bitte sie zu tun, was ihr Körper ihr sagt, aber zwinge sie nicht zum Pressen.
  • Hilf ihr dabei, eine Position einzunehmen, durch die der Druck von der Muttermundslippe genommen wird und die sich für die Gebärende angenehm anfühlt – meist ist dies eine zurückgelehnte Haltung.
  • Wenn die Situation sich nicht verändert und der Frau zu große Probleme bereitet – dann drücke (fest und  gleichmäßig) während einer Wehe auf die Stelle gerade oberhalb des Schambeins und zwar nach oben gerichtet. Dabei soll der Muttermund nach oben gezogen werden.
  • Wenn die Mutter mehr Unterstützung möchte, dann kann die Muttermundslippe auch von innen, mit der Hand, über den Babykopf geschoben werden. Dies ist aber sehr unangenehm für die Mutter!

Bemerkung: Die Situation mit eingeklemmter Muttermundslippe kommt nur sehr selten vor. Meistens macht eine Muttermundslippe keine weiteren Probleme.

Zusammenfassung

Eine vordere Muttermundslippe ist ein normaler Bestandteil der Geburt. In der Regel erfordert sie keine speziellen Maßnahmen und am besten bleibt sie unerkannt. Die meisten mit ihr verbundenen Probleme werden erst erzeugt, nachdem man sie „gefunden“ hat, das übliche Geburtsmanagement im Falle einer vorgefundenen Lippe ist das Problem.

siehe auch: Wie schnell öffnet sich der Muttermund,

 Wann ist eine Wehe eine gute Wehe? Teil 1 und Teil 2

Geburt in hinterer Hinterhauptslage – Sterngucker-babys

Ist ein Kaiserschnitt sicherer?


Wunschkaiserschnitte sind es nicht!

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der WHO (World Health Organisation).  Im Vergleich zu vaginalen Geburten, sind Wunschkaiserschnitte für das Baby und für die Mütter, mit mehr Risiko verbunden.

Dass Kaiserschnitte für die Mütter sowieso gefährlicher sind, trotz Bezeichnungen wie „sanfter Kaiserschnitt“, ist schon lange bekannt. Aber viele Frauen gehen davon aus, dass es für die Babys sicherer ist, wenn sie sich freiwillig unters Messer legen. Das erhöhte Risiko für sich, nehmen sie dann gerne in Kauf. Es gibt auch eine Reihe Ärzten, die immer wieder verlauten lassen, der Kaiserschnittentbindung gehöre die Zukunft, da sie für das Kind besser sei.

Nun wurde im medizinischen Journal „The Lancet“ ein  neuer Report aus der laufenden, langjährig angelegten, asiatischen Studie  der WHO veröffentlicht. In diesem Report kamen die Forscher zum Ergebnis, dass  – in entwickelten Ländern, wie z. B. in Japan und auch in unterentwickelten Ländern  –  Kaiserschnitte nur dann die größeren Risiken für Mutter und Baby  reduzieren, wenn sie medizinisch notwendig waren. Wunschkaiserschnitte führten für beide zu erhöhten Risiken:

  • Tod des Kindes
  • Verlegung auf Intensivstation
  • Tod der Mutter
  • Bluttransfusion
  • Entfernung der Gebärmutter
  • Abbindung der inneren Beckenarterie

Dieses Studienergebniss steht nicht allein, eine weitere große Studie kam zu folgendem Ergebnis:“ Hohe Kaiserschnittraten bedeuten nicht unbedingt bessere Versorgung in der Geburt, sondern sind mit erhöhten Schädigungen verbunden„, eine Reihe dieser bekannten möglichen Schädigungen sind:

höhere Risiken für das Baby

  • Atemproblem (Transient Tachypnea)
  • Schnittverletzungen
  • spätere Allergieneigung
  • Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung (Höhere Neigung zu Infekten und Krebserkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes)

Höhere Risiken für die Mutter

  • Entzündung und Infektion der Inneren Membran der Gebärmutter (Endometritis)
  • Stärkerer Blutverlust
  • Reaktionen auf die Betäubung (Kopfschmerzen, Allergien, Lähmungserscheinungen)
  • Wundinfektion
  • Blutgerinnsel (Thrombus, kann zu Embolie führen)
  • Operationsverletzungen
  • Größere Risiken für spätere Schwangerschaften und Geburten (Einnistungsprobleme, Plancenta praevia, Placenta accreata, Gebärmutterriss)
  • Probleme lange nach der OP (schmerzhafte Verwachsungen im Bauchraum, Endometriose)
  • insgesamt längere Erholungszeit nach der OP

Besonders häufig werden in China Wunschkaiserschnitte durchgeführt. Dort werden 11,7% aller Kinder auf Wunsch der Mutter per Schnittentbindung geholt. In Deutschland geht man von einer viel geringeren Rate, von ca. 2% aus. Wunschkaiserschnitte belasten nicht nur die Gesundheit von Mutter und Kind, sondern natürlich auch die Gesellschaft in Form von Kosten für die OP selbst und die Behebung ihrer möglichen Folgeerkrankungen.

Sollten Wunschkaiserschnitte denn nicht verboten werden? Ich denke nicht. Die Vorstellung, dass eine Frau, vor lauter Angst vor der Gefährlichkeit und der Schmerzen einer Geburt, schon in der Schwangerschaft innerlich versteinert, ist  auch keine vernünftige Alternative.  Die übersteigerte Angst ist auch kein Wunder. Die Medien sind voller Berichte und Bilder gefährlicher  Schwangerschaften und Geburten. Ein anderes Bild, abseits von Sensationen wäre wünschenswert. Ebenso notwendig ist eine Aufklärung und eine vernünftige Betreuung der schwangeren Frauen. Ärzte und Hebammen  können nicht einfach so tun, als ob es völlig egal ist, welche Entbindung die Entbindungsform der Zukunft ist- der Wunschkaiserschnitt sollte es nicht sein.

Ein  Buch, das ich  zum Thema Kaiserschnitt gerne empfehle, ist: „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht

Wunschgeburt natürliche Geburt – V. Leg´ dich zum Gebären nicht auf den Rücken und folge deinem Instinkt beim Pressen


Wenn man gebärenden Frauen im Fernsehen oder in Kinofilmen zusieht, bekommt man den Eindruck, dass es nur eine Art zu Pressen gibt – leicht aufgerichtet auf dem Rücken liegend und angefeuert von Hebammen,  Ärzten und Vätern:  „tief einatmen, Augen zu, Mund zu, Luft anhalten und Pressen, Pressen, Pressen, fester, 6, 5,…..1,0! Luft holen, anhalten, pressen pressen fester, ………“

Doch diese Art des angeleiteten, gezielten Pressens in der Austreibungsphase (Valsalva Manöver) wird nicht von der Forschung unterstützt, im Gegenteil, dieses forcierte Pressen macht es den Frauen  und den Babys schwerer.

Vermeide es beim Pressen auf dem Rücken zu liegen,

dies gilt auch für das halbaufgerichtete Liegen

Auf dem Rücken liegend zu pressen bedeutet, dass bergauf gepresst werden muss. In einer eher aufrechten Position, beim Stehen, Knien, und Hocken unterstützt die Schwerkraft. Sogar beim Liegen auf der Seite muss man nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen. Gleichzeitig können sich die Beckenknochen weiten und es dem Baby erleichtern geboren zu werden. Die ganze Austreibungsperiode wird dadurch eher kürzer und weniger anstrengend – für die Gebärende und das Baby.

Viele Schwangere haben während der Schwangerschaft den Rat gehört, dass sie niemals auf dem Rücken liegen sollen, da das Gewicht des wachsenden Bauches auf eine wichtige Ader drücken kann und dann der Blutfluss zur Plazenta, und damit zum Baby, vermindert wird. Der gleiche Rat gilt auch für die Geburt! Babys zeigen eher Stresssymptome wenn die Mütter während des Pressens flach auf dem Rücken liegen.

Heute haben die meisten Kreissäale verstellbare Betten. Mit deren Hilfe kann man in unendlich vielen Positionen pressen. Spiel mit dem Bett herum. Finde heraus welche Positionen (anlehnen, knien, ein Bein hoch, hocken ….) dir gut tun. Oft gibt es auch Seile, Querstangen und Geburtshocker.

Spontanes Pressen

Wenn eine Gebärende auf ihren Körper horcht, wird sie erst pressen wenn sie einen starken Pressdrang spürt. Bei diesem natürlichen Pressen wird sie, im Vergleich zum forcierten Pressen, kürzer die Luft anhalten, sie wird häufiger einatmen und sie wird während einer Presswehe häufiger pressen. Dies wird Spontanes Pressen genannt.

Dieses Pressen wird nicht mehr Druck und Kraft verbrauchen als zur Geburt des Kindes notwendig ist. Verfrühtes und/oder angeleitetes Pressen braucht mehr Kraft, ist viel anstrengender und bringt stärkeren Druck auf den Kopf des Babys, sowie auf die Muskeln des Damms und des Beckenbodens. Es überrascht nicht, dass dies Probleme für das Kind  machen kann und auch den Beckenboden stärker schädigt als es zur Geburt eigentlich notwendig wäre. Zudem beeinträchtigt das lange Anhalten der Luft beim Pressen die Sauerstoffversorgung des Babys.

Pressen mit einer PDA

Eine PDA vermindert das Empfinden für den Pressdrang. Außerdem ist es schwerer eine aufrechte Position einzunehmen. Aber es gibt einige einfache Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit für eine vaginale Geburt mit PDA erhöhen:

Warte bis das Gefühl für den Pressdrang kommt. Das kann eine Stunde oder länger dauern. Während dieser Zeit können die Wehen das Baby durch den Geburtskanal in eine gute Geburtsposition bringen.

Bitte um Hilfe um selbst in eine gute Geburtsposition, z. B. auf der Seite liegend oder knien, zu kommen und zu bleiben.

Viele Geburtshelfer lassen die PDA vor den Presswehen abklingen. Unglücklicher Weise erhöht dies nach Studienergebnissen die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer operativen Geburt mit Zange oder Saugglocke wird.

Tip für den Partner:

Unterstützung ohne Anleitung

Während das angeleitete Pressen selten notwendig ist und routinemäßig angewandt sogar zu Problemen führen kann, finden es die meisten Gebärenden sehr hilfreich, wenn sie beim Pressen ein Feedback von den Geburtsbegleitern bekommen.

Also, weniger Instruieren, mehr loben und bestätigen. Sage es ihr, wenn der Kopf sichtbar wird. Wenn sie möchte, zeige ihr den Kopf mit Hilfe eines Spiegels oder hilf ihr den Kopf zu berühren. Dadurch kann sie besser herausfinden, wie sie am besten pressen kann.

Was sagt die Forschung dazu:

Metastudien zur Geburtspositionen kamen zum Ergebnis, dass Gebären in aufrechten Positionen,  im Vergleich zum auf dem Rücken liegenden gebären, zu kürzeren Austreibungsphasen und geringen Schmerzen führt.

Vorteile des Pressens in aufrechten Positionen

  • kürzere Austreibungsphasen
  • mögliche Reduzierung der Anzahl von Zangen- und Saugglocken Geburten
  • Seltener starke Schmerzen
  • Seltener problematische Herztöne des Babys
  • Weniger Dammschnitte
  • Weniger Schäden an Damm und Vagina

Vorteile des spontanen Pressens

  • Geringere Schädigung des Dammes
  • Stärkerer Beckenboden (mehrere Monate nach der Geburt, dies kann die Häufigkeit des Auftretens von Inkontinenz vermindern)
  • Seltener abnormale Herztöne

Sprich mit deinem Geburtshelfer darüber

Die Austreibungsphase ist meist die Phase in einer Geburt, die am häufigsten von den Geburtshelfern aktiv geleitet wird.  Hebammen und Ärzte haben meist ihren eigenen Stil.  Sprich daher vor der Geburt mit ihnen darüber, wie du beim Pressen unterstützt werden möchtest. Sage es ihnen, wenn du spontan und eher in aufrechter Haltung pressen möchtest.

Wenn dein Muttermund vollständig eröffnet ist und du Pressdrang spürst, dann nimm eine Position ein, die dir angenehm ist und presse nach eigenem Gefühl. Erinnere, wenn nötig, deine Geburtsbegleiter und -helfer daran, dass du nach eigenem Gefühl pressen möchtest. Lass dich aber aktiver unterstützen, wenn du Hilfe brauchst.

Quelle :

http://www.lamaze.org/HBP5

Der Geburtsort beeinflusst die Geburt


Beim Übersetzten des Artikels von  Nummer III der „Six healthy Birth Practices“ von Lamaze ist mir aufgefallen, dass darin überhaupt nicht auf den Geburtsort eingegangen wurde.

Meiner Meinung ist es jedoch auch wichtig, dass die Frau dort gebären kann, wo sie sich sicher und wohl fühlt. Hier in Deutschland gibt es vielerorts die Auswahlmöglichkeit zwischen zu Hause, Geburtshaus und Krankenhaus. In Großstädten kann man sogar zwischen verschiedenen Krankenhäusern, Geburtszentren und Hausgeburtshebammen wählen.

Zu der Frage, ob der Geburtsort noch einen weiteren Einfluss hat, lassen sich eine Reihe von Studien heranziehen. Aber erstmal möchte ich Studien zur Sicherheit außerklinischer Geburten vorstellen. Die deutschen Studien der letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, dass die Sterblichkeit von Mutter und Kind sich nicht nach Geburtsort unterschiedet. Und zwar unter der Voraussetzung, dass es sich bei den Hausgeburten um geplante, von Hebammen begleitete Geburten ohne vorher ersichtliches Risiko handelte.

Einige Studien hierzu findet ihr hier:

http://www.quag.de/content/publikationen.htm

Ein weiteres Ergebnis dieser deutschen und auch vieler internationalen Studien ist, dass die Anzahl der Geburtsverletzungen (Riss- oder Schnittverletzungen, vaginale Operationen, Kaiserschnitte) von Frauen in den Kliniken um einiges höher war, ebenso erhöht waren die durchgeführten medizinischen Eingriffe an den Neugeborenen  in den Kliniken (Wiederbelebungen, Sauerstoff in den ersten 24 Stunden). Alles Situationen die ein Trauma hervorrufen können. Dazu möchte ich noch anmerken, dass bei all diesen Studien ähnliche Risikogruppen der Gebärenden herangezogen wurden, d.h. von vorneherein als  Risikogeburten  eingeschätzte Geburten in Kliniken wurden nicht in die Studien aufgenommen. Ein Beitrag dazu zum Nachlesen im Deutschen Ärzteblatt :

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37926/Geplante_Hausgeburt_so_sicher_wie_Entbindung_in_der_Klinik.htm

Aus dieser Reihe von Studien kann man schließen, dass die Wahl des Geburtsortes doch einen großen Einfluss auf den Geburtsverlauf und auf das Geburtserlebnis hat. Eine natürliche Geburt wird man wohl eher außerklinisch erleben.

Eine Zahl möchte ich hierzu noch angeben. 2008 lag die Kaiserschnittrate bei geplanten Hausgeburten (natürlich nach Verlegung) im bundesweiten Durchschnitt bei 8,6%.  Bei 6% aller Geburten handelte sich dabei um einen Sekundären Kaiserschnitt, d.h. die Frau hatte zuvor schon einen Kaiserschnitt.  Die bundesweite Kaiserschnittrate lag  nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2008 bei 30,2%,. Damit hat sich seit 1991, dem Beginn der statistischen Erhebungen auf bundeseinheitlicher Rechtsgrundlage, der Anteil der Kaiserschnittentbindungen fast verdoppelt. Die Rate der Schnittentbindungen lag damals bei 15,3%.

Interessant finde ich auch den Ländervergleich.  2008 wurden im Saarland anteilig die meisten Kaiserschnittentbindungen (36,8%)  vorgenommen, gefolgt von Bremen (33,0%) und Hessen (32,9%). In Sachsen wurde dagegen nur bei etwa jeder fünften Entbindung (21,7%) ein Kaiserschnitt durchgeführt. Allerdings beinhalten diese Zahlen des Statistischen Bundesamtes alle Geburten, auch Risikogeburten.

Die Anzahl der Schnittentbindungen variiert nicht nur im Ländervergleich, sondern auch von Klinik zu Klinik, von Geburtshelfer zu Geburtshelfer. Hier hilft nur persönliches  Nachfragen oder Internetsuche. Manchmal gibt es eindeutige Hinweise auf persönliche Einstellungen hinsichtlich natürlicher Geburt versus Schnittentbindung, in Veröffentlichungen einzelner Ärzte.

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