Babygeleitetes Stillen bei Stillproblemen auch älterer Babys


In den letzten Tagen wurden meine Blogbeiträge zum laid-back-breastfeeding, auch biological nuturing, intuitives Stillen, babygeleitetem Stillen, entspannten Stillbeginn …. genant,  von sehr vielen Besuchern gelesen. Daher möchte ich noch eine kleine Ergänzung anfügen.

Die meisten Babys und ihre Mütter, die ich mit Stillberatung unterstütze, haben meist schon über 2 Wochen Probleme mit dem Stillen. Erst wenn ihre Hebammen keinen Rat mehr wissen, verweisen sie an mich weiter (dann haben schon Kügelchen und CranioSacral nicht die erhoffte Hilfe gebracht). Das babygeleitete Stillen entfachte dann oft bei Babys, die nur die Flasche haben wollten, oder nur mangelhaft mit Stillhütchen saugen wollten, eine „Liebe zu den Brustwarzen“. Die Stillreflexe und -instinkte haben wohl noch eine ganze Zeit nach der Geburt einen großen Einfluss auf das Baby. Wichtigste Hilfsmittel  sind dabei für alle Beteiligten Ruhe und Geduld.

Inzwischen gibt es auch eine Studie aus Schweden  dazu (kontrolliert, Auswahl der Mutter-Baby-Dyaden nach dem Zufallsprinzip).  Es wurde untersucht, ob  Hautkontakt und eine zurückgelehnte Position der Mutterbeim Stillen  gravierende Stillprobleme bei durchschnittlich 3 Wochen alten Babys lösen konnte.

Übersetztes Ergebnis:
„Hautkontakt während des Stillens verbessert sofort mütterliche positive Gefühle und verkürzt die Zeit bis gravierende Stillprobleme des Babys beseitigt sind und das Baby sich gut anlegt. Ein grundlegender Mechanismus dabei könnte sein, dass der Hautkontakt mit der Mutter während des Stillen den Säugling beruhigt. Während die zuvor genutzte Form des Stillen den Säugling  so sehr aufgeregt hatte, dass dadurch das angeborene biologische Programm, die Brustwarze zu finden und sich anzulegen, blockiert wurde.“
Mehr zu diesem Thema findet ihr auf meinem Blog unter dem Link Stillen – Breast Crawl und Laid Back  (oben, unter der  Unterschrift)

Stillen verbessert spätere Lungenfunktion


 Das gilt vor allem, wenn die Mutter Asthma hatte. Eine neue Studie aus der Schweiz und Großbritannien „Brestfeeding and lung function at scholl-age: does maternal asthma modify the effect?“ (= Stillen und Lungenfunktion im Schulalter: verändert mütterliches Asthma den Effekt?) kam zu diesem Ergebnis.

Untersucht wurden 1458 Kinder aus den britischen Leicestershire Cohort Studies von 1993 und 1997. Bei wiederholten Befragungen wurden  Daten zur Dauer des Stillens, zu Belastungen und  zu Symptomen bez. des Atmens  erhoben. Als die Kinder 12 Jahre alt geworden waren, wurden verschiedene  Tests zur Lungenfunktion durchgeführt.

In der gesamten Untersuchungsgruppe war die Lungenfunktion verbessert, wenn die Kinder gestillt worden waren. Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass eine Verlängerung der  Stilldauer von 4-6 Monate auf über 6 Monate, sogar eine weitere Verbesserung der Lungenfunktion mit sich brachte.

Im Falle der Kinder von Müttern mit Asthma wurde zudem in  Spezialtests  (Funktionelle Residualkapazität (FRC)und Funktionelle Residualkapazität (FRC)) eine weitere Verbesserung durchs Stillen gefunden. Hatten die Mütter kein Asthma, so war bei diesen Tests kein Unterschied zwischen gestillten und ungestillten Kinder zu sehen.

Die Verbesserungen der Lungenfunktion blieb sogar signifikant, nachdem die Anzahl von Atemwegserkrankungen, das Auftreten von kindl. Asthma oder Atopie in der Studienauswertung „heraus gerechnet“ worden war. Und so folgerten die Forscher, dass das Stillen selbst  evtl. einen eigenen positiven Effekt auf das Lungenwachstum hat. Sie raten daher zum Stillen der Kinder.


Flaschenkinder sind glücklicher! – Wirklich?


Nun, ich habe da so meine Zweifel.

Es geht um eine neue britsche Studie mit dem Titel: Breastfeeding and Infant Temperament at Age Three Month (= Stillen und Temperament des Kindes im Alter von 3 Monaten). In die Studie aufgenommen wurden 316 Babys. Diese wurden in   3 Gruppen „ausschließlich gestillt“, „ausschließlich mit der Flasche ernährt“ und „Fläschchen und Stillen kombiniert (=teilgestillt)“ aufgeteilt. Studie und Ergebnis haben die Forscher wie folgt zusammengefasst:

„Breast and mixed-fed infants were rated by their mothers as having more challenging temperaments in all three dimensions; particular subscales included greater distress, less smiling, laughing, and vocalisation, and lower soothability….“ (= Vollgestillte und teilgestillte Babys werden von ihren Müttern als anstrengender geschildert und zwar in allen 3 untersuchten Bereichen, besonders  hinsichtlich größerer Unruhe, weniger Lächeln, weniger Lachen, weniger Vokalisierung und schwieriger Beruhigung.)

So genommen klingt das nicht gerade vorteilhaft für das Stillen. Und so haben einige engl. Zeitungen die Studie mit drastischen Überschriften wie „Nicht gestillte Kinder sind glücklicher“ oder „Gestillte Kinder schreien mehr und lächeln weniger“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Autoren  selbst, möchten ihre Studie  ganz anders verstanden wissen und diskutieren verschiedene Ursachen.  Als einen möglichen Grund für das schlechtere Abschneiden der gestillten Kinder beschreiben sie, dass viele Mütter versuchen, ungeeigneten Empfehlungen zur Kinderernährung  folgen, wie z. B. dem immer noch von vielen Ärzten empfohlenen 3-Std Still-Rythmus und zu kurze Stillperioden. Die Babys haben dann einfach häufig Hunger und sind dann natürlich oft unzufrieden.  Somit erleben die stillenden Mütter ihre Kinder oft als unglücklicher als Flaschenkinder und fürchten nicht ausreichend Milch zu haben und stillen daher früher als geplant ab. Um dies zu vermeiden, empfehlen die Autoren der Studie, sollten die Mütter mehr realistisches Wissen über die Verhaltensdynamik beim Stillen und über den Umgang mit „schwierigeren“ Babys bekommen.

Ich möchte noch hinzufügen, dass die Unterschiede zwischen den  drei Gruppen sehr gering sind. Auf einer Skala von 1 bis 7 bekamen die Flaschenkinder gemittelt 4,3 und die beiden anderen 4,0 Punkte (1= niemals, 2= sehr selten, 3 = fast die Hälfte der Zeit, 4 = die Hälfte der Zeit, 5 = mehr als die Hälfte der Zeit, 6 = fast immer, 7= immer). Die Frage bezüglich Beruhigung war z.B. „Wie oft beruhigt sich das Baby, wenn es sanft gestreichelt oder geklopft wird?“, die Frage bezüglich Traurigkeit lautete :“Schien das Baby traurig zu sein, wenn die Hauptbeziehungsperson ungewöhnlich lange weg war?“, die Frage bezüglich Angst: “Wie oft hat sich das Baby wegen einem lauten oder plötzlichen Geräusch in der letzten Woche erschrocken?“.  – Irgendwie beschleicht mich hier das Gefühl, dass die Frage nach Beruhigung besonders auf Flaschenkinder zugeschnitten ist. Brustkinder werden doch i.d.R. mit Hilfe der Brust und nicht durch Klopfen beruhigt – und ersteres ist wieder nach „Expertenrat“ verboten – soviel zu ungeeigneten Empfehlungen. Und, ist ein glückliches Kind, ein Kind, dem die An- oder Abwesenheit der Hauptbeziehungsperson eher egal ist? Außerdem, hat die Anzahl des Erschreckens nicht auch damit zu tun, ob jemand überhaupt festgestellt hat, dass das Baby erschrocken ist?

Zudem wurden die Kinder nicht von Forschern untersucht, sondern von ihren Müttern beurteilt und, wie wir alle wissen, unterscheiden sich die Menschen in ihren Bewertungen. So kam eine weitere Studie  im April 2011 (Breastfeeding tied to stronger Maternal Response to Baby`s Cry) zu dem Ergebnis, dass stillende Mütter beim Weinen ihrer Kinder eine stärkere Reaktion in Gehirnbereichen, die mit  Kümmern und Empathie assoziiert werden, zeigen, als Mütter die ihren Kindern vorwiegend künstliche Babynahrung geben.

Ein Hurra auf die Geburtshäuser!


Sichere Geburtsorte:  Zuhause, Geburtshaus oder Klinik – Was steht in der britischen Studie?

Ende Dezember 2011 wurde in einer Reihe deutscher Zeitungen wieder in schlimmsten Tönen vor der Hausgeburt gewarnt und gleichzeitig die Geburt in der Klinik in höchsten Tönen gelobt. Grund dafür war eine neu erschienene britische Studie. Nun, da ich nach den Feiertagen wieder Zugang zum Rechner habe, musste ich unbedingt im Netz den Fragen: „Ist die Hausgeburt wirklich so gefährlich? Weichen denn die englischen Zahlen so sehr von allen in den bisherig zu diesem Thema  erschienen Studien ab?“ nachgehen. Wenn ihr die Untersuchungsergebnisse selbst lesen wollt, dann folgt diesem Link:

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Die Forscher in der Studie fassen ihre  Ergebnisse so zusammen:  „The results support a policy of offering healthy women with low risk pregnancies a choice of birth setting. Women planning birth in a midwifery unit and multiparous women planning birth at home experience fewer interventions than those planning birth in an obstetric unit with no impact on perinatal outcomes. For nulliparous women, planned home births also have fewer interventions but have poorer perinatal outcomes.“

(zu deutsch: Gesunde Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft sollten zwischen verschiedenen Geburtsorten wählen können. Frauen, die die Geburt zu Hause oder in einem Geburtshaus planen, werden in der Geburt weniger Eingriffe über sich ergehen lassen müssen, als Frauen die die Geburt vorneweg in der Klinik gewählt haben. Bei der Sterblichkeit der Kinder gibt es keine Unterschiede. Erstgebärende, die eine Geburt zu Hause planen erleben zwar ebenfalls weniger Eingriffe, jedoch ist die kindliche Sterblichkeit dabei erhöht.)

Genauere Zahlen

(Auszug aus der Studie: Perinatal and maternal outcomes by planned place of birth for healthy women with low risk pregnancies: the Birthplace in England national prospektive cohort study)

  • In England wird zwischen Freien und an Kliniken angeschlossenen Geburtshäusern unterschieden, ich habe beide hier zusammengefasst.
  • Ich habe grüne Zahlen verwendet, wenn diese besser sind als die Daten der Kliniken, rote Zahlen, wenn diese schlechter sind.
  • Es sind hier nur die Mittelwerte angegeben, sie beziehen sich jeweils auf 100 Geburten.
  • Gesundheitliche Probleme der Kinder fassen  in dieser Tabelle die Neugeborenen Enzephalopatie, die Mekoniumaspiration durch das Neugeborene, die Verletzung des Plexus brachialis, der Bruch der Klavikula und des Humerus zusammen. Nun wurden dazu noch die Todesfälle der Kinder gezählt, so dass sich die Sterblichkeit, etwas sehr schwer wiegendes, und der Bruch eines Schlüsselbeins, nur in einer einzigen gemeinsamen Zahl wiederfinden.     –    Ich finde diese Einteilung, ehrlich gesagt, recht problematisch und hatte sie erst mal gar nicht erkannt. Es ist doch etwas ganz anderes, ob ein Baby, bei oder kurz nach der Geburt, stirbt oder ob ihm ein Knochen gebrochen wird. Die Autoren der Studie sehen dies selbst so, schreiben aber, dass diese Faktoren jeweils so selten auftreten, dass über sie im Einzelnen statistisch keine Aussage gemacht werden kann.

geplanter                   gesundheitiche  Probleme               Kaiserschnitt

Geburtsort                oder  Tod der Kinder

                                                                                              

Gesamt                                    0,43                                                         9,9                

Klinik                                             0,44                                                      11,1

Zuhause                                        0,42                                                        2,8

Geburtshaus                                0,35 -0,36                                          3,5 – 4,4

Erstgebärende ges.           0,53

Klinik                                              0,53

Zuhause                                         0,93

Geburtshaus                                0,45 – 0,47

Mehrgebärende ges.           0,31 

Klinik                                                0,33

Zuhause                                           0,23

Geburtshaus                                  0,24 – 0,27

Die erhöhte Zahl der gesundheitlichen Probleme, subsummiert auch die Sterblichkeit, der Kinder von Erstgebärenden, bei Geburten die Zuhause geplant waren, ist sehr auffallend. Es ist aber auch die einzige rote Zahl, d. h., das einzige Mal, dass ein geplanter außerklinischer Geburtsort im Vergleich mit den Klinikgeburten, schlechter abgeschnitten hat. Ansonsten sind alle Zahlen immer besser als die der Klinik. Auch die Zahl der gesundheitlichen Probleme der Babys von Erstgebärenden, die in Geburtshäusern geboren wurden, ist geringer, als in der Klinik.

Die Zahlen der Kaiserschnitte sind nur ein Beispiel für einen medizinischen Eingriff, in der Orginalstudie könnt ihr noch viel mehr finden. Und alle zeigen, dass in Krankenhäusern oft in den natürlichen Geburtsverlauf eingegriffen wird, ohne dass es zu einer Verbesserung bei  gesundheitlichen Problemen (subsummiert die Kindersterblichkeit) der Kinder, im Vergleich zu Geburtshäusern, kommt –  im Gegenteil.  Eingriffe konnten sein: Zange, Saugglocke, künstliche Hormone, Betäubung, Dammschnitt. Einige davon führen nicht nur zu tatsächlichen Verletzungen der Mutter und schlechterer Startbedingungen für das Baby, sondern  häufig dazu, dass die Mutter ihr Leben mit dem Baby mit dem Gefühl,  schon bei der Geburt versagt zu haben, und dass allein das Können anderer ihr Kind auf die Welt gebracht hat, beginnt.

Nun, eigentlich müsste diese Studie eher zu einem Lob der Geburtshäuser und, wenn Geschwisterkinder unterwegs sind,  ebenfalls zu einer Empfehlung für Hausgeburten führen. Geplante Klinikgeburten hätten nur im Falle von Erstgebärenden einen Vorteil bez. der gesundheitlichen Probleme (subsummiert Kindersterblichkeit) der Kinder  vor Hausgeburten, jedoch nicht im Vergleich zu Geburten in Geburtshäusern.

Eine Frage bleibt: Warum sind nach dieser Studie, die durchschnittlichen gesundheitlichen Probleme (subsummiert die Sterblichkeit) der Kinder von Erstgebärenden bei geplanten  Hausgeburten, im Vergleich zu Geburten, die in Geburtshäusern oder in der Klinik geplant waren, höher?

Babynahrung: Beeinträchtigt die übliche Eisenanreicherung im Milchpulver die weitere Entwicklung des Kindes?


Was soll denn diese Frage? Eisen ist doch gut – oder nicht?

Nun, es scheint mal wieder nicht so einfach zu sein. In einer Langzeitstudie (erweiterte Zusammenfassung nachzulesen in Sciencedaily, Nov. 8., siehe auch Iron-Fortified vs Low-Iron Infant Formula…) wurde diesem nachgegangen. Dabei wurde  die Entwicklung der Babys, die mit künstlicher  Säuglingsnahrung per Fläschchen gefüttert worden waren, über  einen  Zeitraum von 10 Jahren beobachtet. Die Kinder waren   in 2 Gruppen eingeteilt worden. Die einen bekamen im ersten halben Lebensjahr Säuglingsnahrung, der viel Eisen zugesetzt wurde, die Säuglingsnahrung der anderen, war nur mit wenig Eisen angereichert worden.  Neben dem Eisengehalt der Nahrung war auch der Hämoglobinspiegel der Babys untersucht worden.

Das Ergebnis der Tests (IQ, Gedächtnisleistung, mathematisches Verständnis, Motorik, visuelle Fähigkeiten) der 10 jährigen Kinder war zum Teil überraschend. Wie erwartet hatten Kinder, bei denen ein sehr niedrigen Hämoglobinstatus (Eisendefizit) festgestellt worden war, von der stark eisenangereicherten Säuglingsnahrung profitiert, aber  Kinder mit einem hohen Hämoglobinspiegel im Blut, die eisenreiche Säuglingsnahrung erhalten hatten, zeigten in vielen Bereichen eine schlechtere Entwicklung, als entsprechende Kinder, die mit eisenärmerer Fläschchennahrung gefüttert worden waren.

Was ist denn nun der optimale Eisengehalt der Säuglingsnahrung? Diese Frage kann leider im Moment nicht beantwortet werden.  Die Studie endet mit dem Hinweis, dass unbedingt  mehr Forschung zu diesem Bereich notwendig ist .

Depressionen und Frühgeburten – Immer mehr Belege für einen bestehenden Zusammenhang


Walker Karraa Walker Karraa stellte am 21. April, 2011, in ihren Beitrag Depression and Preterm Birth: The Evidence Growsim Blog „Science and Sensibility“   eine neue schwedische Studie vor. Diese Studie kam zum Ergebnis, dass Frauen, die  von Depressions Symptome berichten, ein erhöhtes Risiko haben, eine Frühgeburt zu erleiden (Antenatal Depressive Symptoms and Preterm Birth: A Prospective Study of a Swedish National Sample). Ich möchte im Folgende, das Wichtigste dieses Artikels vorstellen.

Frühgeburtlichkeit ist  die Hauptursache für Tod und Krankheit Neugeborener und macht 5-13% aller Geburten aus (in Deutschland waren es 9% in 2009). 70% aller Frühgeburten beginnen mit vorzeitigen Wehen und vorzeitigen Blasensprung. Bei Diagnose und Behandlung der Frühgeburten bringt die  Forschung laufend Verbesserung aber ihre wahre Ursache ist noch nicht richtig geklärt. Es ist bekannt, dass rauchende und „ältere“ Mütter ein erhöhtes Risiko haben, nun mehren sich die Belege, dass dies auch für depressive Mütter gilt.  

Die Studie:

Mit Hilfe des  schwedische Geburtsregisters wurden Daten für  2904 Schwangere von ihrem ersten Besuch beim Frauenarzt an, bis zur Geburt  erhoben. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig. 

Frühgeburtlichkeit wurde bei einer Geburt vor der 37. Woche attestiert. Die Symptome für Depression, als Vorhersageinstrument, wurden anhand der Edinburgh Post-natal Depressions Skala (EPDS)  bestimmt.

Zusammenfassung:

Besonders überraschend war, dass sogar moderate Depressionsanzeichen das Frühgeburtsrisiko signifikant erhöhten. Und dass dieses Risiko für jüngere Frauen (bis 25) sogar verdreifacht war.  Ein Zusammenhang zwischen Depression und Entzündungszeichen, und dem Hypercortisolismus wurde ebenso deutlich. Dieser wird wahrscheinlich in der Zukunft weitere Erkenntnisse zur Entstehung von Frühgeburten und über die Rolle von Depression/Angst in der Fortpflanzung bringen.

Bisher wird alles mögliche körperliche untersucht. Aus dem größten Teil der Schwangerschaften werden Risikoschwangerschaften gemacht. Aus Vorsorge wurde für die Schwangeren vor allem SORGE. Ein Test jagt den anderen  und die Zahlen bezüglich Krankheiten und Sterblichkeit geben diesem Vorgehen wohl Recht. Aber vergessen wir nicht die Gefühle der  Schwangeren und die Auswirkung des Gefühlsleben der Mutter auf das werdende Leben? Welche Schwangere ist denn noch einfach guter Hoffnung? Wird denn in der ärztlichen Schwangerschaftsvorsorge ausreichend auf Depressionen geachtet und eingegangen? Erwartet nicht das ganze Umfeld glückliche Schwangere? Und wenn es anders ist, will man es oft nicht hören oder wahr haben.

Beschwerden beim Milcheinschuss – Was hilft?


Starke Schwellung, hartes Brustgewebe, Schmerzen, Fieber – dies erleben viele Frauen beim Milcheinschuss. Diese Beschwerden  erschweren den Stillbeginn häufig wirklich erheblich und zwar für beide Beteiligte, das Baby kann dann nämlich die Brustwarze nur schwer fassen. Manchmal führen sie auch zu schlimmeren Zuständen wie einer Brustentzündung der Mutter.

Das wichtigste beim Milcheinschuss ist das regelmäßige Entleeren der Brust, am besten durchs Baby, aber wenn dies nicht in ausreichendem Maße gelingt, mit Hand oder Pumpe. Oft reicht es nicht und die Brust wird nach dem Entleeren schnell wieder prall und schmerzhaft (es ist nicht nur Milch, welche die Brust füllt, sondern auch viel Lymphflüssigkeit im Brustgewebe). Zusätzlich geben Hebammen, Stillberaterinnen und Freundinnen verschiedene Tipps. In Deutschland sind folgende die häufigsten:

  • Kohlblätterauflagen
  • Quarkauflagen
  • homöopathische Kügelchen/Tropfen
  • Kühlpacks

Alles wohl „bewährte“ Maßnahmen und viele Frauen empfinden dadurch Erleichterung und erwarten, dass sich damit das Ausmaß und die Dauer des unangenehmen Milcheinschusses verkürzen lässt. Aber in wie weit sind denn diese Anwendungen wirklich auf ihre Wirksamkeit untersucht und was sind die Ergebnisse? Die Cochrane Collaboration ist dieser Frage nachgegangen und hat die Studien hierzu (es gibt leider kaum welche) analysiert. Ich fand das Ergebnis des Cochrane Reviews „Treatment for breast engorgement during lactation“ von 2008 recht enttäuschend. In dieser Metaanalyse wurde untersucht, welche üblichen Behandlungsarten bei unangenehmen Milcheinschuss Linderung brachten.

Es folgt nun erst eine kurze Beschreibung der Cochrane Collaboration und darunter die übersetzte Zusammenfassung des Reviews.

Was ist die Cochrane Collaboration?

Die Cochrane Collaboration gibt es seit fast 30 Jahren, seit 1999 ist sie auch in Deutschland vertreten. Sie ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Akademikern der ganzen Welt, die systematische Übersichtsarbeiten zur Berwertung von Therapien erstellen und immer wieder aktualisieren. Diese Übersichtsarbeiten werden in der Datenbank The Cochrane Library veröffentlicht und bieten Akteuren im Gesundheitswesen eine wissenschaftlich fundierte Informationsgrundlage, um den aktuellen Stand der klinischen Forschung in kurzer Zeit objektiv beurteilen zu können. Das schöne an der Cochrane Library ist, dass jeder die Zusammenfassungen der Übersichtsartikel lesen kann.

Kurze übersetzte Zusammenfassung:

Therapie bei unangenehmen Milcheinschuss

„Insgesamt waren 8 Studien mit insgesamt 744 Frauen in die Analyse einbezogen worden. Die Studien untersuchten folgende Behandlungen und ihre Wirkung auf die Beschwerden beim Milcheinschuss: Akupunktur, Kohlblätterauflagen, kalte Gelpacks, Oxytocingaben, Ultraschall.

Keine signifikante schnellere Verbesserung der Befindlichkeit der Frauen konnte für die Therapie mit Kohlblättern, Oxytocin oder Ultraschall festgestellt werden, wenn sie mit Frauen ohne jegliche Behandlung verglichen wurden. Bei beiden Gruppen nahmen die Beschwerden ähnlich ab. In einer Studie zeigte sich, dass  Akupunktur die empfundenen Symptome  des Milcheinschusses am Tag 3 und 4 besserte. Am 6. Tag gab es keine Unterschiede mehr. Ob Akupunktur das Auftreten von schlimmeren Folgen, wie Brustabszess, vermindern könnte, war leider nicht festzustellen, da die Anzahl der untersuchten Frauen zu gering war.

Eine Studie untersuchte die Wirkung von Kühlpacks und kam zum Ergebnis, dass Kühlpacks nicht schaden und Symptome verbessern können. Unglücklicherweise waren die Ausgangsgruppen etwas unterschiedlich und deshalb waren die Ergebnisse   schwer zu interpretieren.

Insgesamt kann gesagt werden, dass einige Behandlungen vielversprechend sein könnten, aber leider fehlen ausreichend gute Studien um eine gerechtfertigte, allgemeine Empfehlung für eine bestimmte Therapie auszusprechen.   Es ist noch weitere Forschung dazu notwendig.“

Kann es wirklich sein, dass es  keine (Quarkauflagen) oder nur so wenige Studien zur abschwellenden und entzündungshemmenden Wirkung von  Kohlblättern u. ä. oder gibt und dass diese wenigen meist zu einem negativen Ergebnis kommen? Zudem waren die einzelnen Studien relativ schlecht gemacht, so  war  die  eine positive Studie zur Wirksamkeit der Akupunktur weder „blind“,  noch wurde mit einer Plazebobehandlung (z. B. Scheinakupunktur) kontrolliert, ihr Aussagewert ist also relativ gering.  Eine eigene Suche nach weiteren Studien war nicht von Erfolg gekrönt. Kennt vielleicht jemand weitere Studien zu diesem Bereich?

Muss ich meine Empfehlungsweise beim Milcheinschuss nun ändern? Ich hoffe, ich habe auch bisher immer ausdrücklich  erklärt, dass das wichtigste das Entleeren der Brust ist, dass man sich zu Stillbeginn nicht vor Überproduktion fürchten soll, sondern den Milcheinschuss erstmal dazu verwendet, ein großes Angebot bereitzustellen. Runterregeln nach dem Milcheinschuss geht meist einfacher als die Milchmenge zu erhöhen. Der Appetit des Babys wächst in den ersten Wochen am schnellsten. Außerdem ist, wie schon oben erwähnt, nicht alles Milch, sondern ein Teil ist Lymphflüssigkeit im Brustgewebe. Es braucht einfach einige Zeit, bis sich die benötigten Mengen zur Milchproduktion einregeln.  Kohl- und Quarkauflagen etc. können fehlendes Entleeren der Brust nicht ersetzen.

Es gibt schon eine gewisse Gefahr zu stark auf diese „Linderungstechniken“ zu vertrauen und das Entleeren der Brust hinauszuschieben, aus einer diffusen und falschen Angst heraus, die Produktion zu diesem Zeitpunkt mit  häufigem Anlegen des Babys, oder Abpumpen, zu sehr zu steigern. Weitere Ursachen für zu seltenes Anlegen können schmerzende Mamillen (Brustwarzen) sein, oder die falsche Vorschrift, lange Stillabstände einhalten zu sollen. Dadurch wird die Schwellung natürlich umso stärker und schmerzhafter und die Angst,  zu viel Milch zu produzieren, noch größer. Von der Gefahr einer Brustentzündung einmal abgesehen, kann dann nach dem Milcheinschuss und der Angst davor, zu viel Milch zu haben, nach kurzer Zeit  – überraschender Weise – zu wenig Milch fürs Baby da sein.

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