Babygeleitetes Stillen bei Stillproblemen auch älterer Babys


In den letzten Tagen wurden meine Blogbeiträge zum laid-back-breastfeeding, auch biological nuturing, intuitives Stillen, babygeleitetem Stillen, entspannten Stillbeginn …. genant,  von sehr vielen Besuchern gelesen. Daher möchte ich noch eine kleine Ergänzung anfügen.

Die meisten Babys und ihre Mütter, die ich mit Stillberatung unterstütze, haben meist schon über 2 Wochen Probleme mit dem Stillen. Erst wenn ihre Hebammen keinen Rat mehr wissen, verweisen sie an mich weiter (dann haben schon Kügelchen und CranioSacral nicht die erhoffte Hilfe gebracht). Das babygeleitete Stillen entfachte dann oft bei Babys, die nur die Flasche haben wollten, oder nur mangelhaft mit Stillhütchen saugen wollten, eine „Liebe zu den Brustwarzen“. Die Stillreflexe und -instinkte haben wohl noch eine ganze Zeit nach der Geburt einen großen Einfluss auf das Baby. Wichtigste Hilfsmittel  sind dabei für alle Beteiligten Ruhe und Geduld.

Inzwischen gibt es auch eine Studie aus Schweden  dazu (kontrolliert, Auswahl der Mutter-Baby-Dyaden nach dem Zufallsprinzip).  Es wurde untersucht, ob  Hautkontakt und eine zurückgelehnte Position der Mutterbeim Stillen  gravierende Stillprobleme bei durchschnittlich 3 Wochen alten Babys lösen konnte.

Übersetztes Ergebnis:
„Hautkontakt während des Stillens verbessert sofort mütterliche positive Gefühle und verkürzt die Zeit bis gravierende Stillprobleme des Babys beseitigt sind und das Baby sich gut anlegt. Ein grundlegender Mechanismus dabei könnte sein, dass der Hautkontakt mit der Mutter während des Stillen den Säugling beruhigt. Während die zuvor genutzte Form des Stillen den Säugling  so sehr aufgeregt hatte, dass dadurch das angeborene biologische Programm, die Brustwarze zu finden und sich anzulegen, blockiert wurde.“
Mehr zu diesem Thema findet ihr auf meinem Blog unter dem Link Stillen – Breast Crawl und Laid Back  (oben, unter der  Unterschrift)

Zungenbändchen – Ein kleiner Film


Zungenbändchen können  der Mutter-Kind-Dyade das Stillen = das Leben ganz schön schwer machen.  Ihr könnt  in der Kategorie Zungenbändchen, Zähne und Kiefer mehr darüber erfahren. Und hier könnt ihr euch ein kleines Video zur Untersuchung eines Zungenbändchens ansehen:

Intuitives Stillen – das Baby leitet, die Mutter entspannt


In der englisch-sprechenden Stillwelt ist das „Intuitive Stillen“ oder „Baby-geleitete-Stillen“ seit einiger Zeit in aller Munde, als „Biological Nurturing“, Baby Lead Nursing“ oder „Laid Back Nursing“. Das Still-Journal „Breastfeeding Today“ widmete diesem Thema ihre aktuelle Ausgabe vom Dezember 2010.  Auch in der neuesten Ausgabe des Standard Werkes \“The Womanly Art of Breastfeeding\“ der La Leche League hat das „Baby-geleitete-Stillen“ Eingang gefunden. Und zwar nicht nur in der Form des Selbstbedienung durch das Baby beim Stillbeginn, gleich nach der Geburt, sondern als die normale Art des Stillens.

Der Ursprung des intuitiven Stillens

Dr. Suzanne Colson hat bei ihrer Arbeit mit stillenden Müttern beobachten können, dass das Stillen nicht nur in den üblichen Stillpositionen, aufrecht sitzend oder auf der Seite liegend, möglich ist, sondern auch halbaufrecht auf dem Rücken liegend. Und in dieser Stillposition zeigten nun die Babys folgende Verhaltensweise, die sie aufmerken ließ. Wenn die Babys bäuchlings auf ihrer Mutter lagen, gelang es den Babys oft, sich selbst anzulegen. Besonders  fasziniert war Dr. Susanne Colson von der  Tatsache, dass gerade Reflex Bewegungen, die ansonsten das Anlegen erschweren können, nun genau die waren, die dieses  Selbstanlegen ermöglichten. Daraufhin stellte sie sich die Frage: Sind  vielleicht unsere dominierenden Vorstellungen davon, wie Stillen stattfinden soll, die Ursache für viele Stillprobleme,  für das Gefühl vieler Mütter, nicht kompetent genug zu sein, wenn es um´s Stillen geht und oft für das zu frühe Abstillen? Sind die hilfreich gemeinten Ratschläge und Vorschriften in Wirklichkeit kontraproduktiv. Wenn noch so viele Instinkte, sowohl auf der Babyseite, als auch auf der Mutterseite vorhanden sind, wäre es denn dann nicht besser, mit ihnen zu arbeiten?

Jahre der Beobachtung und Analyse folgten, bis Dr. Suszanne Colson die Ergebnisse ihrer Arbeit der Fachwelt vorstellte. Die Zeit schien reif dafür. Biological Nurturing wurde, trotz seines revolutionären Ansatzes, nicht von vorneweg verworfen, sondern positiv aufgenommen.

Was ist intuitives oder Baby-geleitetes-Stillen?

Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb seht  euch am besten ein Video von Dr. Suzanne Colson an: \“Biological Nuturing\“ Video.  Sie hat auch noch eine Bilderfolge auf ihrer Webpage: Biological Nuturing – Anleitung.

Ich gebe zu, dass diese Art zu Stillen  auf dem ersten Blick befremdlich wirkt – aber auch sehr gemütlich! Natürlich wird kaum jemand die gesamte Stillzeit im Bett auf dem Rücken liegend verbringen, in ständiger Stillbereitschaft. Doch für die ersten Tage, wenn ein häufiges Trinken notwendig und für viele Aspekte hilfreich ist, aber bei schläfrigen Neugeborenen bei gewöhnlicher Stillkultur kaum erreichbar scheint, ermöglicht das Baby-geleitete-Stillen einen entspannteren Stillbeginn. In der vorgestellten Position, immer bei der Mutter, die Brust immer erreichbar, verleiten die vorhandenen Reflexe das Neugeborene immer wieder zum Trinken, ohne dass es dazu völlig aufwachen muss. Auch bei später auftretenden Widrigkeiten bietet sich das Baby-geleitete-Stillen als Erste Hilfe Technik an.

Muss im Anschluss, nach der ersten Zeit,  auf die bisher übrigen Stilltechniken, wie Wiegenhaltung oder Fußballhaltung, umgestellt werden? Natürlich nicht, jedes Mutter/Baby Team wird andere Präferenzen entwickeln. Bitte nicht immer sofort neue Vorschriften entwickeln!

Beschwerden beim Milcheinschuss – Was hilft?


Starke Schwellung, hartes Brustgewebe, Schmerzen, Fieber – dies erleben viele Frauen beim Milcheinschuss. Diese Beschwerden  erschweren den Stillbeginn häufig wirklich erheblich und zwar für beide Beteiligte, das Baby kann dann nämlich die Brustwarze nur schwer fassen. Manchmal führen sie auch zu schlimmeren Zuständen wie einer Brustentzündung der Mutter.

Das wichtigste beim Milcheinschuss ist das regelmäßige Entleeren der Brust, am besten durchs Baby, aber wenn dies nicht in ausreichendem Maße gelingt, mit Hand oder Pumpe. Oft reicht es nicht und die Brust wird nach dem Entleeren schnell wieder prall und schmerzhaft (es ist nicht nur Milch, welche die Brust füllt, sondern auch viel Lymphflüssigkeit im Brustgewebe). Zusätzlich geben Hebammen, Stillberaterinnen und Freundinnen verschiedene Tipps. In Deutschland sind folgende die häufigsten:

  • Kohlblätterauflagen
  • Quarkauflagen
  • homöopathische Kügelchen/Tropfen
  • Kühlpacks

Alles wohl „bewährte“ Maßnahmen und viele Frauen empfinden dadurch Erleichterung und erwarten, dass sich damit das Ausmaß und die Dauer des unangenehmen Milcheinschusses verkürzen lässt. Aber in wie weit sind denn diese Anwendungen wirklich auf ihre Wirksamkeit untersucht und was sind die Ergebnisse? Die Cochrane Collaboration ist dieser Frage nachgegangen und hat die Studien hierzu (es gibt leider kaum welche) analysiert. Ich fand das Ergebnis des Cochrane Reviews „Treatment for breast engorgement during lactation“ von 2008 recht enttäuschend. In dieser Metaanalyse wurde untersucht, welche üblichen Behandlungsarten bei unangenehmen Milcheinschuss Linderung brachten.

Es folgt nun erst eine kurze Beschreibung der Cochrane Collaboration und darunter die übersetzte Zusammenfassung des Reviews.

Was ist die Cochrane Collaboration?

Die Cochrane Collaboration gibt es seit fast 30 Jahren, seit 1999 ist sie auch in Deutschland vertreten. Sie ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Akademikern der ganzen Welt, die systematische Übersichtsarbeiten zur Berwertung von Therapien erstellen und immer wieder aktualisieren. Diese Übersichtsarbeiten werden in der Datenbank The Cochrane Library veröffentlicht und bieten Akteuren im Gesundheitswesen eine wissenschaftlich fundierte Informationsgrundlage, um den aktuellen Stand der klinischen Forschung in kurzer Zeit objektiv beurteilen zu können. Das schöne an der Cochrane Library ist, dass jeder die Zusammenfassungen der Übersichtsartikel lesen kann.

Kurze übersetzte Zusammenfassung:

Therapie bei unangenehmen Milcheinschuss

„Insgesamt waren 8 Studien mit insgesamt 744 Frauen in die Analyse einbezogen worden. Die Studien untersuchten folgende Behandlungen und ihre Wirkung auf die Beschwerden beim Milcheinschuss: Akupunktur, Kohlblätterauflagen, kalte Gelpacks, Oxytocingaben, Ultraschall.

Keine signifikante schnellere Verbesserung der Befindlichkeit der Frauen konnte für die Therapie mit Kohlblättern, Oxytocin oder Ultraschall festgestellt werden, wenn sie mit Frauen ohne jegliche Behandlung verglichen wurden. Bei beiden Gruppen nahmen die Beschwerden ähnlich ab. In einer Studie zeigte sich, dass  Akupunktur die empfundenen Symptome  des Milcheinschusses am Tag 3 und 4 besserte. Am 6. Tag gab es keine Unterschiede mehr. Ob Akupunktur das Auftreten von schlimmeren Folgen, wie Brustabszess, vermindern könnte, war leider nicht festzustellen, da die Anzahl der untersuchten Frauen zu gering war.

Eine Studie untersuchte die Wirkung von Kühlpacks und kam zum Ergebnis, dass Kühlpacks nicht schaden und Symptome verbessern können. Unglücklicherweise waren die Ausgangsgruppen etwas unterschiedlich und deshalb waren die Ergebnisse   schwer zu interpretieren.

Insgesamt kann gesagt werden, dass einige Behandlungen vielversprechend sein könnten, aber leider fehlen ausreichend gute Studien um eine gerechtfertigte, allgemeine Empfehlung für eine bestimmte Therapie auszusprechen.   Es ist noch weitere Forschung dazu notwendig.“

Kann es wirklich sein, dass es  keine (Quarkauflagen) oder nur so wenige Studien zur abschwellenden und entzündungshemmenden Wirkung von  Kohlblättern u. ä. oder gibt und dass diese wenigen meist zu einem negativen Ergebnis kommen? Zudem waren die einzelnen Studien relativ schlecht gemacht, so  war  die  eine positive Studie zur Wirksamkeit der Akupunktur weder „blind“,  noch wurde mit einer Plazebobehandlung (z. B. Scheinakupunktur) kontrolliert, ihr Aussagewert ist also relativ gering.  Eine eigene Suche nach weiteren Studien war nicht von Erfolg gekrönt. Kennt vielleicht jemand weitere Studien zu diesem Bereich?

Muss ich meine Empfehlungsweise beim Milcheinschuss nun ändern? Ich hoffe, ich habe auch bisher immer ausdrücklich  erklärt, dass das wichtigste das Entleeren der Brust ist, dass man sich zu Stillbeginn nicht vor Überproduktion fürchten soll, sondern den Milcheinschuss erstmal dazu verwendet, ein großes Angebot bereitzustellen. Runterregeln nach dem Milcheinschuss geht meist einfacher als die Milchmenge zu erhöhen. Der Appetit des Babys wächst in den ersten Wochen am schnellsten. Außerdem ist, wie schon oben erwähnt, nicht alles Milch, sondern ein Teil ist Lymphflüssigkeit im Brustgewebe. Es braucht einfach einige Zeit, bis sich die benötigten Mengen zur Milchproduktion einregeln.  Kohl- und Quarkauflagen etc. können fehlendes Entleeren der Brust nicht ersetzen.

Es gibt schon eine gewisse Gefahr zu stark auf diese „Linderungstechniken“ zu vertrauen und das Entleeren der Brust hinauszuschieben, aus einer diffusen und falschen Angst heraus, die Produktion zu diesem Zeitpunkt mit  häufigem Anlegen des Babys, oder Abpumpen, zu sehr zu steigern. Weitere Ursachen für zu seltenes Anlegen können schmerzende Mamillen (Brustwarzen) sein, oder die falsche Vorschrift, lange Stillabstände einhalten zu sollen. Dadurch wird die Schwellung natürlich umso stärker und schmerzhafter und die Angst,  zu viel Milch zu produzieren, noch größer. Von der Gefahr einer Brustentzündung einmal abgesehen, kann dann nach dem Milcheinschuss und der Angst davor, zu viel Milch zu haben, nach kurzer Zeit  – überraschender Weise – zu wenig Milch fürs Baby da sein.

Kurzes Zungenbändchen, hoher Gaumen, spätere Gebissfehlstellung und noch mehr


Hat eine Mutter beim Stillbeginn große Schmerzen, schauen  Stillberaterinnen und viele Hebammen dem Baby in den Mund, um festzustellen, ob die Zunge des Babys frei beweglich ist. Manchmal ist nämlich die Zunge mit einem zu kurzen Zungenbändchen am unteren Gaumen festgemacht (Bilder). Der medizinische Begriff dafür ist Ankyloglossum. Da die Beweglichkeit der Zunge schon  im Mutterleib eingeschränkt war, ist  der obere Gaumen des Neugeborenen dann oft in hoher und schmaler Form ausgebildet, da ein ausreichender Zungendruck, der den oberen Kiefer normalerweise weiten würde, bei den Schluckbewegungen ausblieb.

Das Saugen kann dann für das Baby recht schwierig sein und manchmal behilft es sich damit, die Mamille mit den Kiefern festzuklemmen. Das ist anstrengend für das Baby und oft bekommt es trotz der harten Arbeit nur unzureichend Milch. Außerdem tut diese Stilltechnik der Mutter höllisch weh. Nach nur wenigen Stillsessions, manchmal reicht eine, sind dann die Mamillen wund, oder sogar offen. Einen glücklichen Stillbeginn kann man dies nicht nennen. Oft ist es eher der Beginn des Stillendes. Schmerzen beim Stillen oder eigentlich ungewünschtes Abstillen können zudem eine postnatale (postpartale) Depression begünstigen.

Und dabei hat das Stillen, im Gegensatz zur Flaschenernährung, gerade für diese Kinder einen positiven Einfluss hinsichtlich der Kieferentwicklung. Denn eine veränderte Zungenbewegung hat auch noch eine Auswirkung auf die Entwicklung der Kiefer, damit auf die Zahnstellung und auf das spätere Aussehen der Kinder. Der Kieferbereich, bleibt schmal, die Zähne haben nicht genügend Platz.  Ein Video, von Myofunctional Research Co. zeigt die richtige und eine mögliche fehlerhafte Zungenbewegung und ihre Folgen (erstes Video auf der Seite, nach der Erklärung folgt noch eine Information und Werbung für spezielle Trainingsgeräte und Zahnspangen für die älteren Kinder, das kann man ja weglassen).

Weitere Folgen der eingeschränkten Zungenbewegung können Probleme beim Sprechen sein, ständige Mundatmung, schlechtere Zahngesundheit, vermehrtes Schnarchen, häufiges Luftschlucken, schlechteres Kauen. Das ist eine beeindruckende, wenn auch nicht vollständige Liste, und doch haben die angeführten Punkte noch weitere gesundheitliche Folgen, z. B. schlechteres Schlafen, häufigere Erkältungen, Verdauungsprobleme etc.

Ein kurzes Zungenbändchen macht also nicht nur Probleme beim Stillen, sondern diese Stillprobleme muss man auch als einen ersten Hinweis auf eine Reihe möglicher folgender Schwierigkeiten verstehen. Daher sollte ein zu kurzes Frenulum ernst genommen werden. Einfach selbst durchtrennen sollte man  natürlich nicht, sondern es vom Arzt machen lassen. Am einfachsten ist es natürlich, wenn es schon in der Klinik diagnostiziert wird und es gleich dort durchtrennt wird.

Hier bitte klicken für einen kurzen Film mit Dr Sears, einem bekannten amerikanischen Arzt,  in dem eine Durchtrennung des Frenulums und etwas Information gezeigt wird.

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