Kaiserschnitt – verhindert er Spastische Lähmung bei Neugeborenen?


Um es vorneweg zu sagen: Nein, die  Vermeidung oder zumindestens ein selteneres Auftreten von spastischen Lähmungen bei Neugeborenen durch den Kaiserschnitt, hat nicht stattgefunden. Doch dies war eine der großen Hoffnungen, die mit dem Kaiserschnitt verbunden waren.

Es gibt inzwischen viele Studien dazu und nun wurde eine Metastudie von der  Australian Collaborative Cerebral Palsy Research Group, des  Robinson Institutes, der Universität von Adelaide veröffentlicht. Dabei wurden die Daten aller bisher dazu veröffentlichten Studien, mit  mehr als 3,800 Fällen Spastischer Lähmung und fast  1.7 Millionen gesunder Kinder, analysiert.

Das Ergebniss ist eindeutig: Das Risiko einer spastischen Lähmung wird durch den Kaiserschnitt, egal, ob geplant oder Notkaiserschnitt, nicht verringert. Veröffentlicht wird die gesamte Studie  in der Dezemeberausgabe des Journals Obstetrics & Gynecology.

Bislang war angenommen worden, dass eine Spastische Lähmung, die Folge von Geburtskomplikationen und Sauerstoffmangel während der Geburt ist. Doch obwohl sich in den letzten 40 Jahren die Zahl der Kaiserschnitte versechsfacht hat (von 5% auf 33% in Australien, in anderen Ländern noch viel mehr), blieb die Zahl der Kinder mit Spastischer Lähmung konstant bei  2-2.5 pro 1000 Geburten. Die tatsächliche Ursache für die Spastische Lähmung muss etwas anderes sein, die Art der Geburt ist nicht ausschlaggebend. Als wahrscheinlich wird nun ein genetischer Grund (Mutationen in einer Reihe von Genen, sechs sind bisher bekannt) angenommen, denkbar sind auch Umwelteinflüsse, wie z. B. Infektionen. Dies wird nun von der  Australian Collaborative Cerebral Palsy Research Group untersucht.

Das Ergebnis der Metastudie ist auch rechtlich von Bedeutung. Häufig wird die Verantwortung für eine spastische Lähmung darauf geschoben, dass kein Kaiserschnitt durchgeführt wurde, oder bei einem Kaiserschnitt, dieser zu spät erfolgte. Betroffene Eltern beschuldigen dann den begleitenden Gynäkologen oder die Hebamme und verklagen diese auf Schadensersatz/Schmerzensgeld vor Gericht. Doch auch bei geplanten Kaiserschnitten sind die Fälle von Spastischer Lähmung nicht seltener, die Annahme, dass ein vermutlich „rechtzeitigerer“ Kaiserschnitt diese Behinderung der Kinder verhindert hätte, ist laut der neuen Metastudie nicht evidenzbasiert.

Das Damoklesschwert Schadensersatzklage gegen Arzt und Hebamme hängt über jeder Geburt und es gibt eine Reihe von Komplikationen bei denen von medizinischer Seite eingegriffen werden muss! Aber man kann annehmen, dass die Angst vor Spastischer Lähmung wegen möglichem Sauerstoffmangel,  wohl oft zu unnötigem und auch Mutter und Kind schädigenden Aktionismus in Form von Eingriffen in den Geburtsablauf, z. B. Schnittentbindung, führt.  Link

ICAN: Birthtimedoula – einer der 5 internatonalen Blogs, die wir lieben


Was für eine Überraschung! Heute morgen bekam ich eine ganz liebe Mail, ob ich denn wüsste, dass mein Blog vom ICAN =  International Cesarean Awareness Network , als einer der „5 internationalen Blogs, die wir lieben,“ gewählt wurde. Wusste ich natürlich nicht, aber, ich freue mich. Hier der Link:

http://blog.ican-online.org/2012/01/23/celebrating-30-years-of-ican-30-blogs-we-love-international-blogs/

ICAN ist eine Nonprofitorganisation, die sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Gesundheit von Mutter und Kind zur Zeit der Geburt zu verbessern. Und zwar durch die Vermeidung unnötiger Kaiserschnitte, Hilfe zur Heilung nach einem Kaiserschnitt und Förderung von vaginalen Geburten nach einem Kaiserschnitt, mittels Weitergabe von Informationen, Ausbildung und Unterstützung. Neben der informativen Webseite, verschiedenen Webinaren, Foren und einem Blog, bietet ICAN auch noch ein Netz von Unterstützern, die persönliche Hilfe anbieten. Bekannt ist ICAN vor allem in den USA  und in anderen anglophonen Ländern. Gegründet wurde ICAN 1982, also vor 30 Jahren und zur Feier dieses Geburtsjahres wurden 30 Blogs ausgewählt, 5 davon international, darunter dieser hier.

Schaut doch mal auf der Seite von ICAN vorbei!

Ein Hurra auf die Geburtshäuser!


Sichere Geburtsorte:  Zuhause, Geburtshaus oder Klinik – Was steht in der britischen Studie?

Ende Dezember 2011 wurde in einer Reihe deutscher Zeitungen wieder in schlimmsten Tönen vor der Hausgeburt gewarnt und gleichzeitig die Geburt in der Klinik in höchsten Tönen gelobt. Grund dafür war eine neu erschienene britische Studie. Nun, da ich nach den Feiertagen wieder Zugang zum Rechner habe, musste ich unbedingt im Netz den Fragen: „Ist die Hausgeburt wirklich so gefährlich? Weichen denn die englischen Zahlen so sehr von allen in den bisherig zu diesem Thema  erschienen Studien ab?“ nachgehen. Wenn ihr die Untersuchungsergebnisse selbst lesen wollt, dann folgt diesem Link:

Klicke, um auf 0.pdf zuzugreifen

Die Forscher in der Studie fassen ihre  Ergebnisse so zusammen:  „The results support a policy of offering healthy women with low risk pregnancies a choice of birth setting. Women planning birth in a midwifery unit and multiparous women planning birth at home experience fewer interventions than those planning birth in an obstetric unit with no impact on perinatal outcomes. For nulliparous women, planned home births also have fewer interventions but have poorer perinatal outcomes.“

(zu deutsch: Gesunde Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft sollten zwischen verschiedenen Geburtsorten wählen können. Frauen, die die Geburt zu Hause oder in einem Geburtshaus planen, werden in der Geburt weniger Eingriffe über sich ergehen lassen müssen, als Frauen die die Geburt vorneweg in der Klinik gewählt haben. Bei der Sterblichkeit der Kinder gibt es keine Unterschiede. Erstgebärende, die eine Geburt zu Hause planen erleben zwar ebenfalls weniger Eingriffe, jedoch ist die kindliche Sterblichkeit dabei erhöht.)

Genauere Zahlen

(Auszug aus der Studie: Perinatal and maternal outcomes by planned place of birth for healthy women with low risk pregnancies: the Birthplace in England national prospektive cohort study)

  • In England wird zwischen Freien und an Kliniken angeschlossenen Geburtshäusern unterschieden, ich habe beide hier zusammengefasst.
  • Ich habe grüne Zahlen verwendet, wenn diese besser sind als die Daten der Kliniken, rote Zahlen, wenn diese schlechter sind.
  • Es sind hier nur die Mittelwerte angegeben, sie beziehen sich jeweils auf 100 Geburten.
  • Gesundheitliche Probleme der Kinder fassen  in dieser Tabelle die Neugeborenen Enzephalopatie, die Mekoniumaspiration durch das Neugeborene, die Verletzung des Plexus brachialis, der Bruch der Klavikula und des Humerus zusammen. Nun wurden dazu noch die Todesfälle der Kinder gezählt, so dass sich die Sterblichkeit, etwas sehr schwer wiegendes, und der Bruch eines Schlüsselbeins, nur in einer einzigen gemeinsamen Zahl wiederfinden.     –    Ich finde diese Einteilung, ehrlich gesagt, recht problematisch und hatte sie erst mal gar nicht erkannt. Es ist doch etwas ganz anderes, ob ein Baby, bei oder kurz nach der Geburt, stirbt oder ob ihm ein Knochen gebrochen wird. Die Autoren der Studie sehen dies selbst so, schreiben aber, dass diese Faktoren jeweils so selten auftreten, dass über sie im Einzelnen statistisch keine Aussage gemacht werden kann.

geplanter                   gesundheitiche  Probleme               Kaiserschnitt

Geburtsort                oder  Tod der Kinder

                                                                                              

Gesamt                                    0,43                                                         9,9                

Klinik                                             0,44                                                      11,1

Zuhause                                        0,42                                                        2,8

Geburtshaus                                0,35 -0,36                                          3,5 – 4,4

Erstgebärende ges.           0,53

Klinik                                              0,53

Zuhause                                         0,93

Geburtshaus                                0,45 – 0,47

Mehrgebärende ges.           0,31 

Klinik                                                0,33

Zuhause                                           0,23

Geburtshaus                                  0,24 – 0,27

Die erhöhte Zahl der gesundheitlichen Probleme, subsummiert auch die Sterblichkeit, der Kinder von Erstgebärenden, bei Geburten die Zuhause geplant waren, ist sehr auffallend. Es ist aber auch die einzige rote Zahl, d. h., das einzige Mal, dass ein geplanter außerklinischer Geburtsort im Vergleich mit den Klinikgeburten, schlechter abgeschnitten hat. Ansonsten sind alle Zahlen immer besser als die der Klinik. Auch die Zahl der gesundheitlichen Probleme der Babys von Erstgebärenden, die in Geburtshäusern geboren wurden, ist geringer, als in der Klinik.

Die Zahlen der Kaiserschnitte sind nur ein Beispiel für einen medizinischen Eingriff, in der Orginalstudie könnt ihr noch viel mehr finden. Und alle zeigen, dass in Krankenhäusern oft in den natürlichen Geburtsverlauf eingegriffen wird, ohne dass es zu einer Verbesserung bei  gesundheitlichen Problemen (subsummiert die Kindersterblichkeit) der Kinder, im Vergleich zu Geburtshäusern, kommt –  im Gegenteil.  Eingriffe konnten sein: Zange, Saugglocke, künstliche Hormone, Betäubung, Dammschnitt. Einige davon führen nicht nur zu tatsächlichen Verletzungen der Mutter und schlechterer Startbedingungen für das Baby, sondern  häufig dazu, dass die Mutter ihr Leben mit dem Baby mit dem Gefühl,  schon bei der Geburt versagt zu haben, und dass allein das Können anderer ihr Kind auf die Welt gebracht hat, beginnt.

Nun, eigentlich müsste diese Studie eher zu einem Lob der Geburtshäuser und, wenn Geschwisterkinder unterwegs sind,  ebenfalls zu einer Empfehlung für Hausgeburten führen. Geplante Klinikgeburten hätten nur im Falle von Erstgebärenden einen Vorteil bez. der gesundheitlichen Probleme (subsummiert Kindersterblichkeit) der Kinder  vor Hausgeburten, jedoch nicht im Vergleich zu Geburten in Geburtshäusern.

Eine Frage bleibt: Warum sind nach dieser Studie, die durchschnittlichen gesundheitlichen Probleme (subsummiert die Sterblichkeit) der Kinder von Erstgebärenden bei geplanten  Hausgeburten, im Vergleich zu Geburten, die in Geburtshäusern oder in der Klinik geplant waren, höher?

Musik für das Baby- welche CD?


Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, ich möchte hier nicht meine Stimme erheben, um für käufliche Tonträger zu werben, sondern zum Selbersingen ermuntern.

Musik hat Babys wohl die ganze Zeit unserer Menschengeschichte als Homo sapiens sapiens begleitet. Vielleicht auch schon zu Zeiten noch früherer Menschen. Auf der ganzen Welt gibt es keine menschliche Kultur ohne Musik. Manchmal wird der Gesang mit kunstvollen, komplizierten Instrumenten begleitet, manchmal mit einfacheren Rythmusgeräten wie Trommeln oder den Clicking Sticks der australischen Aborigines. Das Singen jedoch  ist weltweit verbreitet. Schon im Mutterleib sind Babys vom Gesang ihrer Mutter umgeben. Überall singen Mütter für ihre Kinder. Es gehört zu unserem Menschsein, dass unser Gehör sich unter dem Einfluss der Stimme unserer Mutter, ihrem Sprechen und ihrem Gesang entwickelt.

Singen in der Schwangerschaft

Wenn das Baby geboren wird, konnte es schon seit mehren Monaten hören. Etwa im Alter von nur 22 Wochen nach der Befruchtung ist die Cochlea, die Hörschnecke, voll ausgereift. Das  Innenohr ist ebenfalls so früh schon vorhanden. Es würde   funktionieren und wäre  bereit  zu hören. Der eigentliche Hörbeginn kommt etwas später, wenn die Sinneszellen völlig ausgereift sind. Vorher „hört“ das Baby ein Eigengeräusch der Sinneszellen, eine Art Tinnitus. Dann, nach dem Hörbeginn, ist es nie mehr still in seiner Umgebung. Es ist nun pausenlos von einer reichhaltigen Geräuschwelt umgeben, es hört den Herzschlag der Mutter, ihre Atmung, ihre Stimme, Magen- und Darmgeräusche. Und auch von außen, wohl stark gedämpft und viel leiser, gelangen Laute durch die Bauchdecke zum Baby.

Es ist inzwischen bekannt, dass die Babys die Sprechmelodie  erkennen, auch die Grundfrequenzen, den Rhythmus von Musik. Deswegen kommt ja vielen die Idee in den Sinn, dass werdende Mütter sehr viel Musik hören sollten, damit Kinder musikalischer werden. Es wird besonders zu Mozart geraten. Wissenschaftlich nachgewiesen ist natürlich die Musikalität steigernde Wirkung nicht, aber was tut man nicht alles, um die Intelligenz und Kreativität des kleinen Mitbewohners  zu fördern.

Dabei wird ganz vergessen, an welche akustischen Reize im Mutterleib wir eigentlich angepasst sind, mit welcher Geräuschkulisse wir uns  viele 1000de Generationen lang entwickelt haben. – Es war vor allem die Stimme unserer Mutter, es war ihr Gesang, der uns begleitet hat, der unser Gehör geschult hat.  – Und nun denken wir, Musik auf CDs könnte dies viel besser.

Das Singen in der Schwangerschaft fördert nicht nur die Entwicklung des Gehörs des Babys, sondern es webt ein akustisches Band zwischen Mutter und Baby. Das gilt auch für den Vater, wenn er ebenfalls durch Gesang Kontakt mit dem Baby im Mutterbauch aufnimmt.

Für welches Lied oder Lieder man sich entscheidet ist recht egal, es müssen nur alle Beteiligten Spaß daran haben. Mütter merken in der Regel, wenn ihrem Bauchbewohner etwas nicht gefällt. Singen macht gute Laune, und dies teilt sich dem Baby, zusätzlich zum eigenen Hören, auch über die Hormone im mütterlichen Blut mit.

Singen in der Geburt

In der Geburt kann die Stimme der Mutter dem Baby versichern dass alles im Grünen Bereich ist. Viele Gebärende verarbeiten die intensiven Gefühle und die Kontraktionen der Gebärmutter durchs „Tönen“ , meist auf dem Vokal a.

Es geht aber auch mit Hilfe eines Liedes. Das  Wiederholen einer  Melodie kann der Mutter, wie bei Tönen, beim Erreichen eines Trancezustands helfen.

Nach der Geburt begleitet der Gesang die Babys in der nun veränderten Geräuschwelt. Nicht immer ist es nach der Geburt möglich dass Mutter oder Vater und Baby Hautkontakt haben können (z.B. Kaiserschnitt). Aber dann kann in vielen Situationen  eine Verbindung durch den Gesang hergestellt werden. Es gibt auch ein Bonding über die Stimme. Das Baby bleibt nicht allein im Unbekannten. Es hört die Lieder und die Stimme(n), die es schon vom Mutterleib her kennt. Diese verbindende und beruhigende Wirkung des Gesangs ist ein Geschenk durch die gesamte Baby- und Keinkinderzeit hindurch (vielleicht auch noch später,  z. B. wenn das Kind krank ist).

Singen im Alltag

Viele Mütter besuchen zusammen mit ihren Kleinkindern einen Babymusikkurs und vergessen dabei, welch eine große positive Rolle das Singen im Alltag spielen sollte. Natürlich ist es nicht jedem gegeben, eine gute Gesangsstimme zu haben. Den Babys ist das jedoch herzlich egal. Fühlt man sich aber absolut nicht in der Lage einfach loszusingen, erst recht nicht in einer Gruppe, so kann man sich überlegen, ob man es sich nicht wert sein sollte, Gesangsuntericht in der Schwangerschaft nur für sich allein zu nehmen. Wahrscheinlich ist man gar nicht so unbegabt, sondern war in der Schulzeit zu schüchtern, um vor der ganzen Klasse zu singen und/oder hatte einen ungeeigneten Musiklehrer, der es geschafft hat, einen die Lust aufs Singen völlig zu nehmen. Sparen sie sich lieber die Zeit und das Geld für den Babbymusikkurs oder für CDs und lernen sie selber singen.

Und singen sie ihrem Baby vor – schon in der Schwangerschaft!

Gewichtsabnahme der Neugeborenen und Flüssigkeit per I.V. für die Mütter


Die Gewichtsabnahme in den ersten Tagen nach der Geburt hängt auch vom Hydrationszustand des Neugeborenen ab und nicht nur von der Menge der Muttermilch, die es zu sich nimmt. Neugeborene nehmen  nach der Geburt mehr ab, wenn ihre Mütter während der Geburt intravenös Flüssigkeit erhalten haben.

 Alle Babys nehmen nach der Geburt erstmal mehr oder weniger ab. Als allgemeine Faustregel gilt in der deutschen Ärzteschaft, dass die  physiologische Gewichtsabnahme in den ersten Tagen des Neugeborenen 5-7% beträgt. Nimmt ein Baby mehr als 7% ab, soll das Stillmanagement verbessert werden, ab 10% Gewichtsverlust wird Zufüttern angeraten.   Am 10 Tag nach der Geburt wird erwartet, dass das Baby wieder sein Geburtsgewicht erreicht hat.  Von der Gewichtszunahme, respektive der Abnahme, wird auf das Gelingen oder Misslingen der Stillbeziehung von Mutter und Neugeborenen geschlossen. Nimmt das Baby zu viel ab oder nicht ausreichend zu, wird  schnell zum Zufüttern geraten. Der Vergleichswert ist das Gewicht gleich nach der Geburt.

In einer  kanadischen Studie  wurde nun untersucht, ob die intravenöse Flüssigkeitsversorgung der Gebärenden, einen Einfluss auf den Gewichtsverlust des Neugeborenen in den ersten Tagen hat. Es wurde die Menge der der Mutter verabreichten intravenösen Flüssigkeit während der Geburt (z. T. Kaiserschnitt) und die Menge des Urins/Stuhls und des Gewichtsverlustes des Neugeborenen in den ersten Tagen verglichen. Als Ergebnis konnte für die ersten 24 Std. ein positiver Zusammenhang zwischen allen 3 untersuchten Faktoren festgestellt werden, 60 Stunden  nach der Geburt, meist die Zeit des niedrigsten Gewichtes, ein positiver Zusammenhang zwischen Flüssigkeitsgabe und Gewichtsverlust.

Der Studienleiter, Professor  Joy Noel-Weiss von der  School of Nursing an der  University of Ottawa’s Faculty of Health Sciences kommentiert das Studienergebnis so: „Krankenschwestern, Hebammen, Stillberaterinnen und Ärzte haben sich lange gewundert, warum manche Babys so viel mehr abnehmen als andere, obwohl alle am Anfang nur wenig zu sich nehmen. Es sieht so aus, als ob die Babys in der Geburt vermehrt Flüssigkeit im Körper halten, so dass sie in einem überhydrierten Zustand geboren werden. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt regeln sie die Menge der Körperflüssigkeit wieder nach unten.“

Damit muss über die Verwendung des Geburtsgewichts als Vergleichswert nach Professor Noel-Weiss neu nachgedacht werden. Eine genaue Messung und Auswertung der Gewichtsentwicklung der Neugeborenen ist sehr wichtig und soll so aussagekräftig wie möglich sein, deshalb schlägt er vor, das Gewicht 24 Stunden nach der Geburt , als neuen Vergleichswert zu nutzen.

Quelle:

  1. Joy Noel-Weiss, A Kirsten Woodend, Wendy E. Peterson, William Gibb and Dianne L Groll. An observational study of associations among maternal fluids during parturition, neonatal output, and breastfed newborn weight lossInternational Breastfeeding Journal, 2011

Kaiserschnitt und Komplikationen – ein Blick in die Zukunft


In PubMed wurde eine neue Studie zu den Folgen der steigender Kaiserschnittraten in den USA veröffentlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd (übersetzt):

„Nach einem primären Kaiserschnitt (= erster Kaiserschnitt) folgt häufig ein sekundärer Kaiserschnitt (darauf folgender Kaiserschnitt). Mit jedem zusätzlichen Kaiserschnitt nimmt für die  Frau die Wahrscheinlichkeit zu, eine Placenta praevia oder  eine Placenta accreta zu entwickeln. Steigen die Primär- und die Sekundärkaiserschnittraten weiter in der gleichen Geschwindigkeit, wie von 1996 zu 2009, dann wird 2020 die Kaiserschnittrate in den USA bei 56,2% liegen. Dies bedeutet  eine Zunahme der Fälle von Placenta praevia um 6236, von Placenta accreta um 4504  und zusätzliche 130 Todesfälle von Müttern pro Jahr. Der Anstieg bei diesen Komplikationen wird 6 Jahre nach dem Anstieg der Kaiserschnittrate sichtbar. Man wird also  bei einer steigenden Rate von Kaiserschnitten,  jedes Jahr mehr Fälle von Placenta praevia , Placenta accreta und Müttersterblichkeit sehen.“

Wie sieht diese Zunahme von  Placenta accreta          aus? (Silver 2006)

  • Placenta accreta beim 2-ten Kaiserschnitt –                           0.31%
  • Placenta accreta  beim 3-ten Kaiserschnitt-                           0.57%
  • Placenta accreta beim 4-ten Kaiserschnitt –                           2.13%
  • Placenta accreta beim 5-ten Kaiserschnitt –                           2.33%
  • Placenta accreta beim 6-ten Kaiserschnitt (oder mehr)-  6.74%

Der einzige Grund warum wir bisher nicht auffallend mehr Placenta accreata haben, ist der heutzutage geringe Anteil von Frauen mit mehr als 2 Kindern. Die Zunahme der Fälle von Placenta praevia ist sogar noch  höher.

Diese Komplikationen sind nur die schlimmsten. Weiterhin nehmen noch zu (Betrachtet sind nur einige Folgen für die Mütter, mehr, auch zu den  Babys,  findet ihr im Blogbeitrag  „Ist ein Kaiserschnitt sicherer„):

  • Hysterektomie
  • Infektionen nach der OP
  • Verwachsungen im Bauchraum (Narbengewebe)
  • Endometriosis
  • Tubenschwangerschaft
  • Abnahme der Fruchtbarkeit

Wer nun denkt, das gilt nur für die USA, denn die haben natürlich viel mehr Kaiserschnitte als wir, irrt sich. Ja , die Kaiserschnittrate für 2009 ist etwas höher als die unsere (USA 32,9;  Deutschland 31,3), aber eben nur um 1,6%. Bisher ist die Kaiserschnittrate auch in Deutschland von Jahr zu Jahr gestiegen – Der Trend scheint ungebrochen – mit all seinen Nachteilen.

Kaiserschnitt – Es geht auch anders!


Bitte nicht falsch verstehen: Dieser Blogbeitrag soll nicht als Werbung für den Kaiserschnitt verstanden werden. Kaiserschnitte sind nur dann sinnvoll, wenn sie aus medizinischen Gründen notwendig sind (siehe Blogbeitrag: Ist ein Kaiserschnitt sicherer). Bei der derzeitigen Kaiserschnittrate über 30% sind  in Deutschland die Geburtshelfer wohl weit davon entfernt, medizinisch notwendige, von nicht notwendigen, wirklich unterscheiden zu können. Kein Zweifel, Kaiserschnitte sind größere Bauch OPs, aber sie sind noch mehr, sie sind der Augenblick, in dem ein Baby, eine Familie neu geboren wird und dem wird der normale Ablauf des Kaiserschnitts nicht gerecht. Dies ist auch vielen an Geburten beteiligten Ärzten bewusst, aber es ist nicht einfach für sie, sich das einzugestehen und dann tatsächlich den Schritt zum Ändern dieser OP-Methde zu machen, denn dies ist mit vielen Hürden verbunden. Es gibt jedoch Geburtshelfer, die diesen Schritt wagen. In der Times vom 4.4.2009 gab es einen, im Folgenden übersetzt und zusammengefasst, Artikel dazu:

The new „natural“ Caesarean – Der neue „Natürliche“ Kaiserschnitt

Professor Fisk und 2 Kollegen, Dr Felicity Plaat (Anästhesistin) und Jenny Smith (Hebamme) am Queen Charlotte’s Hospital in London wunderten sich, dass viel  an dem Management natürlicher Geburten in den  Krankenhäusern verändert wird, um sich neuen Erkenntnissen anzupassen, gleichzeitig aber die Durchführung des Kaiserschnitts noch voller alter Operations-Rituale steckt. So wird z. B. manchmal das Baby vom Operateur, wie ein Tumor, aus dem Bauch gezogen und kommt  erst in die Hände verschiedener medizinischer Mitarbeiter, bevor es endlich zur Mutter kommt. Diese Vorgehensweise wollten sie unbedingt ändern.
Ihre Verbesserungsvorschläge konzentrieren sich auf 3 Bereiche:
  1. Die Eltern werden mit einbezogen: z.B. wird das Tuch zwischen dem Kopf der Mutter und dem Bauch so weit entfernt, dass die Mutter das Geborenwerden des Kopfes und dann des ganzen Kindes sehen kann. Die Mutter kann selbst feststellen, welches Geschlecht ihr Baby hat. Der Vater kann selbst zum zweiten Durchtrennen der Nabelschnur die Schere ansetzen.
  2. Das Baby wird langsam geboren: Durch das langsame Herausbringen des Babys wird dessen Lunge  für eine längere Zeit,  und unterstützt von der Uteruskontraktion und den Bewegungen des Babys, stark gedrückt. Damit wird viel von der atmungshemmenden Lungenflüssigkeit herausgepresst. Es wird nicht vorzeitig Abgenabelt, sondern  physiologisch, d. h.,  die Nabelschnur wird erst durchtrennt, wenn sie nicht mehr pulsiert, sie versorgt so das Baby noch mit Sauerstoff, so dass das Baby genügend Zeit hat, selbst zu Atmen, wie bei einer natürlichen Geburt. Das Neugeborene braucht so seltener eine äußere Hilfe zum atmen und Atemprobleme sind eine der häufigeren Nebenwirkungen beim üblichen Kaiserschnitt. (siehe Blogbeitrag: Lasst die Nabelschnur in Ruhe – die Schere kann warten!)
  3. Das Neugeborene kommt sofort zur Mutter. Wie wichtig der erste Kontakt, Haut auf Haut, zwischen Mutter und Kind für das Bonding ist, ist inzwischen überall  anerkannt. Bei Kaiserschnittgeburten wird jedoch nur selten darauf Rücksicht genommen. Nimmt man jedoch einige Änderungen an der „Verkabelung“ der Mutter vor, ist es problemlos möglich. Hilfreich ist auch eine Anpassung der Anästhesie – die Arme sollten nur wenig von der Gefühllosigkeit betroffen sein. Notwendig ist dabei eine engagierte Hebamme. Es geht nicht darum das Baby einfach nur auf Mama zu legen und dann Formulare auszufüllen, sondern die Hebamme muss dabei bleiben und sich rücksichtsvoll um das Mutter-Kind-Paar  kümmern.
Leider ist diese neue Art des Kaiserschnitts nicht bei allen Kaiserschnitten (Frühgeburten, Beckenendlagen, Notlagen) möglich. Sie ist nicht die selbe wie der sogenannte „Sanfte Kaiserschnitt“. Das Sanfte im Sanften Kaiserschnitt ist nur, dass weniger mit der Schere geschnitten wird, sondern mehr mit den Händen gerissen wird. Der neue „natural“ Kaiserschnitt ist in vielen Krankenhäusern noch unbekannt. Man kann aber im Vorgespräch seine Vorstellungen und Wünsche gegenüber dem Ärzteteam äußern und mit ihnen darüber diskutieren. Vielleicht gehen sie nur zu gerne darauf ein:

Zutaten zum „natural“ Kaiserschnitt:

  • Musik nach Elternwunsch, Papa (oder anderer Begleiter) darf fotografieren.
  • Betäubung, die die Armbewegung nicht beeinträchtigt.
  • Die Abtrennung wird bei der Geburt des Kindes soweit entfernt, dass die Mutter das Baby sehen kann.
  • Die Mutter kann selbst sehen, welches Geschlecht ihr Kind hat und sagt es auch als Erste.
  • Das Baby kommt sofort zur Mutter. Die Hebamme unterstützt dabei die Mutter (deckt  z. B. beide zusammen zu).
  • Der Vater darf das zweite Durchtrennen der Nabelschnur, während das Kind auf der Mutter liegt, selbst machen.

Video

Seht euch auch das  Video dazu an. Es ist zwar in englischer Sprache, aber vieles erklärt sich selbst.

 

Wann ist eine Wehe eine gute Wehe? Teil 1




Abb.: Cardiotokograph, rechte Krakellinie bildet die Aktivität der Gebärmutter ab

Unter einer guten Wehe wird meist eine Wehe verstanden, welche die Geburt voranbringt. Von außen ist dies ja überhaupt nicht sichtbar.  Handauflegen ist nicht besser und auch dieser Aufnahmeknopf, verbunden mit Gürtel und Drähten zu einem Drucker,  der dann imposante Papierstreifen mit bunten Linien produziert (Cardiotokograph ,CTG, zu Deutsch Herzton-Wehen-Schreiber, ist ein medizinisches Gerät welches zum einen die Herztöne des Ungeborenen und zum anderen die mütterlichen Wehen aufzeichnet), sagt nicht wirklich, wie effektiv eine Wehe ist. Darauf aufbauende Aussagen darüber, wie lange die Geburt noch dauert, ist nur technisierte Kaffeesatz-Leserei. Woher weiß man denn dann, ob eine Wehe „gut “ ist, oder nicht? Rachel Reed hat sich dazu in einem Beitrag in ihrem Blog ausführlich damit beschäftigt: „„The effective Labor contraction\„ :

Erstmal ein kurzer Geschichtsrückblick

Wir können davon ausgehen, dass schon immer ein gewisses Wissen über die Geburt und ihre Abläufe die Menschheit begleitet hat. Dass eine Geburt aber effizient sein sollte, findet man in von Männern geschriebenen Büchern ab dem 17 Jahrhundert. Dies ist auch die Zeit in der diese das Feld der Geburtshilfe für sich entdeckten. Um einen Fuß in die Geburtskultur zu bekommen, wurden erstmal die Hebammen und ihr Können verunglimpft.   Die Geburt sollte nun einem Idealbild mit geregelten Phasen und (kurzen) Zeiten entsprechen. Das Instrument mit dem sich die neuen männlichen Geburtshelfern von den Hebammen abgrenzten, war ,vor allen anderen, die Zange. Dieses  mechanische Hilfsmittel wurde von ihnen fast immer und sobald wie möglich eingesetzt. Bessere Ergebnisse bei den Geburten konnten sie nicht vorweisen, im Gegenteil. Doch findet sich noch heute einiges von dieser Einstellung, hier nur ein Beispiel: die Friedmankurve.

Das Erbe der Friedman Kurve

Eine moderne Basis der Beurteilung des Geburtsfortschritts bot die Friedman Kurve (Hier ist ein Gynäkologe gemeint, nicht der Volkswirtschaftler Milton Friedman). In den 1954 wurde sie von  Friedman, anhand seiner Beobachtung von 100 Geburten, entwickelt. Die gebärenden Frauen wurden jede Stunde rectal untersucht und die Eröffnung der Cervix notiert. Er stellte fest, dass bei Frauen, bei denen  eine schnelle Öffnung der Cervix notiert worden waren, seltener ein Eingriff (z. B. Kaiserschnitt) gemacht wurde, als bei Frauen mit langsamerer Öffnung. Er warnte jedoch davor, seinen Graphen als Instrument zur Vorhersage oder als Basis von Eingriffen zu verwenden. Doch genau dies geschah. Entspricht die Geschwindigkeit der Eröffnung nicht der Friedmankurve, so kommen schnell  chemische Mittel (Pitocin)  zur Wehenbeschleunigung oder angeleitetes Pressen ohne Pressdrang, zum Einsatz. Es wird also davon ausgegangen, dass die tatsächlichen Wehen nicht die besten Wehen für diese Frau und ihr Kind sind, sondern zu schwache und dass sie deswegen künstlich verstärkt werden müssen.

Zur Zeit wird die Friedmankurve und ihr Einsatz als Maß heiß diskutiert. Viele  Studien zeigen, dass die durchschnittliche Geburtsdauer länger wäre und dass auch langsamere Geburten nicht unbedingt ein Zeichen für  Probleme für Mutter und Kind sind, sondern die Anwendung der Friedmankurve als Maß einer guten Geburt zu vielen, evtl unnötigen Eingriffen (Wehenbeschleunigung, angeleitetes Pressen, Kaiserschnitt…) führt.

Es folgt Teil II

Ist ein Kaiserschnitt sicherer?


Wunschkaiserschnitte sind es nicht!

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der WHO (World Health Organisation).  Im Vergleich zu vaginalen Geburten, sind Wunschkaiserschnitte für das Baby und für die Mütter, mit mehr Risiko verbunden.

Dass Kaiserschnitte für die Mütter sowieso gefährlicher sind, trotz Bezeichnungen wie „sanfter Kaiserschnitt“, ist schon lange bekannt. Aber viele Frauen gehen davon aus, dass es für die Babys sicherer ist, wenn sie sich freiwillig unters Messer legen. Das erhöhte Risiko für sich, nehmen sie dann gerne in Kauf. Es gibt auch eine Reihe Ärzten, die immer wieder verlauten lassen, der Kaiserschnittentbindung gehöre die Zukunft, da sie für das Kind besser sei.

Nun wurde im medizinischen Journal „The Lancet“ ein  neuer Report aus der laufenden, langjährig angelegten, asiatischen Studie  der WHO veröffentlicht. In diesem Report kamen die Forscher zum Ergebnis, dass  – in entwickelten Ländern, wie z. B. in Japan und auch in unterentwickelten Ländern  –  Kaiserschnitte nur dann die größeren Risiken für Mutter und Baby  reduzieren, wenn sie medizinisch notwendig waren. Wunschkaiserschnitte führten für beide zu erhöhten Risiken:

  • Tod des Kindes
  • Verlegung auf Intensivstation
  • Tod der Mutter
  • Bluttransfusion
  • Entfernung der Gebärmutter
  • Abbindung der inneren Beckenarterie

Dieses Studienergebniss steht nicht allein, eine weitere große Studie kam zu folgendem Ergebnis:“ Hohe Kaiserschnittraten bedeuten nicht unbedingt bessere Versorgung in der Geburt, sondern sind mit erhöhten Schädigungen verbunden„, eine Reihe dieser bekannten möglichen Schädigungen sind:

höhere Risiken für das Baby

  • Atemproblem (Transient Tachypnea)
  • Schnittverletzungen
  • spätere Allergieneigung
  • Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung (Höhere Neigung zu Infekten und Krebserkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes)

Höhere Risiken für die Mutter

  • Entzündung und Infektion der Inneren Membran der Gebärmutter (Endometritis)
  • Stärkerer Blutverlust
  • Reaktionen auf die Betäubung (Kopfschmerzen, Allergien, Lähmungserscheinungen)
  • Wundinfektion
  • Blutgerinnsel (Thrombus, kann zu Embolie führen)
  • Operationsverletzungen
  • Größere Risiken für spätere Schwangerschaften und Geburten (Einnistungsprobleme, Plancenta praevia, Placenta accreata, Gebärmutterriss)
  • Probleme lange nach der OP (schmerzhafte Verwachsungen im Bauchraum, Endometriose)
  • insgesamt längere Erholungszeit nach der OP

Besonders häufig werden in China Wunschkaiserschnitte durchgeführt. Dort werden 11,7% aller Kinder auf Wunsch der Mutter per Schnittentbindung geholt. In Deutschland geht man von einer viel geringeren Rate, von ca. 2% aus. Wunschkaiserschnitte belasten nicht nur die Gesundheit von Mutter und Kind, sondern natürlich auch die Gesellschaft in Form von Kosten für die OP selbst und die Behebung ihrer möglichen Folgeerkrankungen.

Sollten Wunschkaiserschnitte denn nicht verboten werden? Ich denke nicht. Die Vorstellung, dass eine Frau, vor lauter Angst vor der Gefährlichkeit und der Schmerzen einer Geburt, schon in der Schwangerschaft innerlich versteinert, ist  auch keine vernünftige Alternative.  Die übersteigerte Angst ist auch kein Wunder. Die Medien sind voller Berichte und Bilder gefährlicher  Schwangerschaften und Geburten. Ein anderes Bild, abseits von Sensationen wäre wünschenswert. Ebenso notwendig ist eine Aufklärung und eine vernünftige Betreuung der schwangeren Frauen. Ärzte und Hebammen  können nicht einfach so tun, als ob es völlig egal ist, welche Entbindung die Entbindungsform der Zukunft ist- der Wunschkaiserschnitt sollte es nicht sein.

Ein  Buch, das ich  zum Thema Kaiserschnitt gerne empfehle, ist: „Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht

Wunschgeburt natürliche Geburt – IV. Vermeide Eingriffe, die nicht medizinisch notwendig sind


Eingriffe (oder auch  Interventionen) in einer Geburt sind Maßnahmen oder Behandlungen, die dazu da sind, Probleme zu finden, ihnen vorzubeugen oder sie zu beheben. Natürlich sind sie manchmal notwendig. Aber oft werden sie routinemäßig bei allen Geburten durchgeführt, egal ob sie in der jeweiligen Geburt  notwendig sind oder nicht.

Alle Eingriffe haben auch Nebeneffekte und Risiken und sei es nur diese, dass sie die Frau in ihrer Geburtsarbeit unterbrechen und damit den Ablauf stören, ihn schwieriger und komplizierter als nötig machen. Aus diesen Gründen ist es das Beste, einen Eingriff nur dann durchzuführen, wenn  die Frau und der Geburtshelfer davon überzeugt sind, dass die zu erwartenden positiven Ergebnisse die möglichen Risiken überwiegen und wenn klar ist, dass  ein weniger risikoreicher Eingriff nicht ausreichend effektiv sein wird. Einen Eingriff anzuwenden, ohne dass wirkliche Verbesserungen damit für den Geburtsverlauf erwartet werden können, machen eine Geburt weniger sicher aber schwieriger. Suche deshalb, wenn du die Möglichkeit hast zu wählen, einen Geburtsort aus, an dem Eingriffe nur dann vorgenommen werden, wenn sie medizinisch notwendig sind und nicht weil „man das immer so macht“.

Die häufigsten Interventionen

Die gebräuchlichsten Eingriffe während einer Geburt sind: IV-Zugang zur Flüssigkeitsversorgung, Dauerüberwachung der kindlichen Herztöne, chemische Einleitungen, Sprengen der Fruchtblase , PDA, Dammschnitt. All diese Eingriffe haben Nebeneffekte und  Forschungsergebnisse unterstützten nicht die routinemäßige Anwendung bei gesunden Frauen während der Geburt.

Flüssigkeitsversorgung durch IV: Die Geburt ist leichter und sicherer, wenn die Frau ausreichend mit Flüssigkeit, Kalorien und Elektrolyten versorgt  ist. Am einfachsten wird dies für die meisten Frauen durch Essen und Trinken gewährleistet. Aber in manchen Kliniken wird den Gebärenden Essen und Trinken verboten und die notwendigen Nährstoffe und Flüssigkeiten werden  intravenös gegeben.

Es gibt keine Beweise, dass die Versorgung durch einen intravenösen Zugang sicherer für die Frau ist. Und viele empfinden eine IV als schmerzhaft und unangenehm. Ein intravenöser Zugang macht es schwieriger sich frei zu bewegen und versorgen die Frau nicht unbedingt mit der Mischung an Flüssigkeit, Elektrolyten und Nährstoffen die diese gerade jetzt braucht.

PDA: Die PDA vermindern die Schmerzen gut und machen es den allermeisten Frauen viel einfacher die Schmerzen zu ertragen. Aber sie macht oft auch die Geburt viel komplizierter. Forschungsergebnisse zeigen, dass es dem Baby schwerer fällt sich in die richtige Geburtsposition einzustellen. Auch den Frauen fällt es oft schwerer sich zu bewegen, manchmal geht es überhaupt nicht. Durch das verminderte Gefühl in der Bauchregion wird das Mitpressen  meist erschwert und es kommt häufiger zu einer operativen vaginalen Entbindung mit Zange oder Saugglocke.

Für Frauen mit einer besonders  langen und anstrengenden Geburt ist eine Schmerzlinderung wichtig, um eine vaginale Geburt zu ermöglichen. Dazu gibt es eine ganze Reihe nicht medikamentöser Methoden, die ebenfalls sehr wirksam sind und diese helfen der Geburt meist voran und bauen keine neuen Hürden auf, z. B. Bewegung, Veränderung der Position, eine heiße Dusche, Eintauchen in Wasser, Massage und ähnliches, Atmungs- und Entspannungstechniken.

Ununterbrochene fetale Überwachung: Die dauernde Überwachung der kindlichen Herztöne wurde eingeführt, weil man sich davon erhoffte, dass mehr Informationen über die Herztätigkeit des Babys dem Geburtshelfer zeigen werden, welches Baby in Schwierigkeiten durch die Geburt geraten ist und per Kaiserschnitt geholt werden muss, bevor die Lage des Kindes noch schlechter wird. Aber viele Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die ununterbrochene fetale Überwachung, in als risikoarm eingestuften Geburten, nicht zu gesünderen Babys führt, sondern die Wahrscheinlichkeit einer Kaiserschnittgeburt verdoppelt. Es macht außerdem die Geburt zu einer high tech Angelegenheit. Die Beweglichkeit der Frau wird erschwert und lenkt die Aufmerksamkeit der Geburtsbegleiter weg von der Gebärenden, hin zu einer Maschine, bzw zu einem Papierstreifen.

In vielen Geburten ist das Abhören der Herztöne in bestimmten Abständen, genauso sicher für das Baby und sicherer für die Mutter. Zudem ist es viel weniger störend.

Beschleunigen der Geburt mit Wehenmitteln: Eine schnellere Geburt zu haben, hört sich vielleicht gut an, aber schneller ist nicht unbedingt leichter oder sicherer. Das gilt besonders bei dem Einsatz von einem Wehenbeschleuniger wie dem künstlichen Oxytozin. Dieses wird meist über einen intravenösen Zugang gegeben. Die Wehen werden dadurch meist länger, stärker und häufiger. Dadurch werden sie auch schwerer verarbeitbar für das Baby, vielleicht sind sie dann tatsächlich zu anstrengend für das Baby. Deshalb muss nun, ab der Gabe des Wehenmittels,  das Baby ununterbrochen überwacht werden. Auch für die Mutter werden die Wehen nun anstrengender und manchmal so stark, dass die Schmerzen zu groß werden. Gleichzeitig ist sie nun eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit. Oft verlangt sie jetzt nach Schmerzmitteln, nach einer PDA.

Sprengen der Fruchtblase: Das Sprengen der Fruchtblase ist eine andere Möglichkeit die Geburt zu beschleunigen. Normalerweise platzt die Fruchtblase von alleine, irgendwann während der Geburt, häufig zu Beginn der „aktiven Phase“. Bis dann mildert das Fruchtwasser die Wirkungen der Wehen auf das Baby und der Nabelschnur etwas ab. Die geschlossene Fruchtblase verhindert außerdem, dass Keime ins Fruchtwasser eindringen können und macht des dem  Baby evtl. leichter, sich in die richtige Position einzustellen. Diese Vorteile gibt es bei geöffneter Fruchtblase nicht mehr. Für viele Mütter werden die Wehen nach Öffnung der Fruchtblase schmerzhafter.

Viele Geburtshelfer glauben, dass die Geburten dadurch schneller verlaufen und sie damit die Wahrscheinlichkeit auf eine natürliche Geburt erhöhen. Untersuchungen zeigen jedoch eher, dass die Beschleunigung nur minimal ist. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Kaisserschnittrate durch Sprengung der Fruchtblase tatsächlich erhöht wird.

Dammschnitt: Ein Dammschnitt wird durchgeführt, um den Ausgang der Vagina künstlich zu vergrößern. Früher wurde in allen Kliniken routinemäßig geschnitten, im falschen Glauben darauf, dass ein Dammschnitt  im Vergleich zu Rissen leichter heilt. Heute ist der Dammschnitt seltener geworden, wird aber immer noch zu häufig angewandt. Ein Dammschnitt heilt in der Regel schlechter als ein Riss und ist länger schmerzhaft. Beide verletzten die Muskeln im Damm und können später Probleme mit dem Beckenboden (Inkontinenz, Prolaps) begünstigen.

Aber, nicht alle Frauen reißen. Ein Dammschnitt bedeutet für diese eine zusätzliche, völlig unnötige Wunde.

WAS  TUN?

Informiere dich  noch mehr über diese Eingriffe. Überlege dir, in welchen Situationen sie für dich nicht in Frage kommen und in welchen du sie für notwendig hältst. Sprich dann diese Interventionen bei einem Gespräch mit deinen Geburtshelfern vor der Geburt an. Ihre Antwort zeigt dann, ob du dich von ihnen,  in deinem Wunsch nach einer natürlichen Geburt, unterstützt fühlen kannst. Sie kann aber auch zeigen, dass sie eine ganz andere Haltung als du zu den Interventionen haben und du nach einem anderen Team/Klinik suchen musst.

Quelle :

http://www.lamaze.org/HBP4

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